Passionsspielleiter Stückl über die Botschaft Jesu

Auf der Bühne besser erklärbar als in Kirche

Die christliche Botschaft ist nach Auffassung des Oberammergauer Passionsspielleiters Christian Stückl heutzutage auf der Bühne besser vermittelbar als in der Kirche.

Christian Stückl, Regisseur und Spielleiter der Passionsspiele in Oberammergau, spricht mit den Darstellern / © Robert Kiderle (KNA)
Christian Stückl, Regisseur und Spielleiter der Passionsspiele in Oberammergau, spricht mit den Darstellern / © Robert Kiderle ( KNA )

"Die Botschaft an den Mann zu bringen, funktioniert im Theater inzwischen besser, da wir das Leben Jesu als das eines Menschen inszenieren", sagte der Regisseur am Dienstagabend in Berlin. Er sprach in der Bayerischen Landesvertretung beim Bund, wo er die diesjährigen Passionsspiele vorstellte.

Es gehe darum, "was die gesellschaftlichen Debatten von damals" für die heutige Zeit bedeuteten, erklärte Stückl, der auch Intendant des Münchner Volkstheaters ist. "Jesus hatte eine Idee für die Menschen, für die er ans Kreuz geschlagen wurde", betonte er. Bei den alle zehn Jahre stattfindenden Passionsspielen müsse diese Botschaft immer wieder neu ausgehandelt werden. So sei es im Laufe der vergangenen drei Spielzeiten seit 1990 gelungen, antisemitische Textpassagen zu ersetzen.

Engagement gegen Antisemitismus

Die in der Bibel vorhandene, auf die Juden bezogene Aussage "Sein Blut komme über uns und unsere Kinder" führe von "der Idee Jesu" weg, nannte der Regisseur als Beispiel. Überdies sei es wichtig, massenpsychologisch aufgeladene Szenen so aufzuführen, "dass sich Juden dadurch nicht herabgewürdigt sehen und ohne Scham zuschauen können". Für sein Engagement gegen Antisemitismus erhält Stückl am 13. Mai in Oberammergau den Abraham-Geiger-Preis 2020 des Abraham-Geiger-Kollegs an der Universität Potsdam.

Im Sinne der Festspiele müssten auch "Traditionslinien auch angepasst werden", sagte der Regisseur mit Blick auf die Voraussetzungen, unter denen sich Darsteller an den Passionsspielen beteiligen zu können. Wer in Oberammergau geboren ist oder seit 20 Jahren dort lebt, könne mitspielen. Es sei egal, "welchen Glauben jemand hat". So habe ein Muslim die Rolle des Judas übernommen, "weil er einer der besten Darsteller ist, den wir haben".

Gelübde von 1633​

Einer der beiden diesjährigen Jesus-Darsteller, Frederik Mayet, will mit den Aufführungen vor allem junge Menschen für die Geschichte Jesu begeistern. So sind im Mai Vorstellungen geplant, die sich besonders an junge Besucher bis zu 26 Jahren richten.

Die Passionsspiele gehen auf ein Gelübde von 1633 zurück. Damals gelobten die Oberammergauer, in jedem zehnten Jahr das Spiel vom Leiden und Sterben Christi aufzuführen, falls niemand mehr an der Pest sterben sollte. In diesem Jahr sind 103 Vorstellungen geplant.


Christian Stückl, Intendant des Münchner Volkstheaters / © Sven Hoppe (dpa)
Christian Stückl, Intendant des Münchner Volkstheaters / © Sven Hoppe ( dpa )
Quelle:
KNA
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