"Versöhnte Verschiedenheit für das Ergebnis des ökumenischen Prozesses zu erklären, das ist für mich eine verdeckte Kapitulationserklärung, es verwechselt den Weg mit dem Ziel", sagte der Chef der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung am Donnerstagabend bei einer Fastenpredigt im Speyerer Dom. Er bezeichnete es als Ärgernis, dass evangelische Christen nach wie vor nicht zur katholischen Eucharistie eingeladen seien.
"Nirgends ist Christen der verheißende Himmel näher auf Erden als im vom Christus selbst gestifteten Abendmahl, zu dem er einlädt, und nicht die Kirchen, die sich regelmäßig gerne als Gastgeber aufspielen." Lammert bestritt nicht, dass es nach wie vor Unterschiede zwischen Kirchen und Konfessionen gebe.
Auch Gläubige müssen sich Fragen stellen
Aber nicht nur die Kirche, sondern jeder einzelne Christ müsse die Frage beantworten, ob diese Unterschiede die Aufrechterhaltung der Spaltung rechtfertigen. "Ich glaube das nicht", sagte Lammert. Mit Blick auf den dramatischen Mitgliederverlust in den christlichen Kirchen in Deutschland betonte Lammert, dass in Umfragen viele Menschen angeben, einen starken Gottesglauben zu haben.
"Die gute Nachricht lautet, die Abwendung von den Kirchen ist nicht unbedingt und automatisch eine Abwendung von der Religion. Die weniger gute Nachricht ist, das Glaubensbekenntnis ist immer seltener ein Kirchenbekenntnis." Es liege darum in der Verantwortung der Kirchen und der Gläubigen, den Glauben lebendig halten und einen lebendigen Glauben zu leben.
Die Ansprache Lammerts bildete den Auftakt einer dreiteiligen Fastenpredigtreihe "Im Puls", die am Donnerstag (16. März) mit der früheren Bundesbildungsministerin und deutschen Vatikan-Botschafterin Annette Schavan fortgesetzt wird. Die Tradition besonderer Fastenpredigten reicht bis ins fünfte Jahrhundert zurück; sie dienten früher auch der Vorbereitung der Taufe in der Osternacht.