Doch kann die deutsche Kirche überhaupt wichtige Dinge für die Weltkirche entscheiden? Drei Fragen an Walter Kardinal Kasper.
DOMRADIO.DE: Herr Kardinal, Sie haben im Blick auf die Ökumenedebatten hierzulande davor gewarnt, die Katholiken in der Weltkirche auf einen deutschen Weg bringen zu wollen. Die Deutschen sollten den anderen nicht einfach sagen, wo es langgehe. Trifft das auch auf den "Synodalen Weg" zu, der ja am Sonntag startet? Da gibt es ja in der Kurie und auch in der Weltkirche kritische Stimmen.
Walter Kardinal Kasper (bis 2010 Präsident des Rates zur Förderung der Einheit der Christen): Nun, das wird auch in Deutschland zum Teil kritisiert. Es war am Anfang gar nicht klar, was das Wort Synodaler Weg bedeutet. Das haben mich auch gleich gute und offene Theologen in Rom gefragt: Was ist das? Wie kann so etwas überhaupt eine verbindliche Wirkung haben? Es hat sich ja dann einiges so geklärt.
DOMRADIO.DE: Was wünschen Sie sich für das Projekt?
Kasper: Ich hoffe darauf, dass gute Diskussionen stattfinden in diesen Foren, wo man auch aufeinander hört und nicht einfach Maximalpositionen austauscht. Sonst geht das schief. Man muss jetzt hoffen, dass dieser Zug, der ja im Grunde abgefahren ist, dass das gut geht. Ich bin aber immer noch persönlich sehr skeptisch. Wenn das nicht gelingt, dann wird am Schluss die Enttäuschung viel, viel größer. Und gewisse Maximalforderungen sind einfach in der Weltkirche und bei den Gläubigen in anderen Ländern, die ja auch nicht alle dumm sind, noch nicht vermittelbar.
DOMRADIO.DE: Was müsste dann dabei herauskommen am Ende, dass Sie zufrieden sind?
Kasper: Das weiß ich nicht. Man sollte über Dinge reden, die man in Deutschland ändern kann. Und da gibt es vieles zu tun, was man in Deutschland tun kann. Bei den weltkirchlichen Fragen wird man Erwartungen und Hoffnungen haben, aber das ist eh nicht in Deutschland entscheidbar.
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.