Kritik aus Rom hat die Bischöfe inspiriert

"Synodaler Weg" gewinnt Gestalt

Es gab Rufe nach Veränderung, aber auch Warnungen konservativer Kritiker: Mit einigen Gegenstimmen hat die Deutsche Bischofskonferenz die Satzung für den "synodalen Weg" beschlossen. Jetzt muss noch das ZdK zustimmen.

Autor/in:
Ludwig Ring-Eifel
Deutsche Bischöfe / © Julia Steinbrecht (KNA)
Deutsche Bischöfe / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Ruckelnd und quietschend setzt sich der Zug langsam in Bewegung. Vorne in der Lokomotive steht als Heizer der Münchner Kardinal Reinhard Marx kräftig unter Dampf. Während in den hinteren Wagen noch einige mitreisende Bischöfe darüber schimpfen, wie schlecht die Ausstattung der Wagen ist oder dass ihnen die ganze Richtung nicht passt, in die nun die Reise gehen soll. Und am Bahnsteig das staunende Publikum, das sich fragt, wie es sein kann, dass sich dieses museumsreife Gefährt namens katholische Kirche in Deutschland tatsächlich in Bewegung setzt und auf eine riskante Reise in die Zukunft begibt

Was die Bischöfe in Fulda nach tagelangen, intensiven Debatten beschlossen haben, gleicht einer Quadratur des Kreises. Unter dem Eindruck eines massiven Vertrauensverlustes an der Basis und eines wachsenden Drucks insbesondere der Frauen wollen sie in Deutschland Fragen ergebnisoffen diskutieren, über die auf der Leitungsebene in Rom längst entschieden wurde. Etwa die Frage, ob Frauen in den Klerus aufrücken dürfen. Dass Rom, also der Papst und seine leitenden Mitarbeiter im Vatikan, ein solches Vorhaben mit Sorgen begleiten würden, kann niemanden verwundern, der Aufbau und Geschichte der römisch-katholischen Kirche kennt.

Diskussion über das Grußwort des Nuntius'

Die römischen Einwände und Mahnungen spielten bei den Beratungen in Fulda eine entscheidende, letztlich konstruktive Rolle. Zunächst wurde - was völlig ungewöhnlich ist - ausgiebig und kontrovers über ein Grußwort des Apostolischen Nuntius in Deutschland diskutiert.

Erzbischof Nikola Eterovic hatte die Bischöfe unter anderem gemahnt, keinen nationalen Sonderweg einzuschlagen, der zu einer Abtrennung von der Weltkirche führen könnte. Dies wurde von nicht wenigen Bischöfen als Unterstellung empfunden und entschieden zurückgewiesen.

Dann gab es eine lange Aussprache über den teils ermutigenden, teils mahnenden Brief des Papstes an die deutschen Katholiken vom Juni. Die Diskussion war nach Auskunft von Teilnehmern sehr tiefgehend und theologisch äußerst anspruchsvoll. Und schließlich spielten bei der Debatte um die Satzung des synodalen Wegs die Vorbehalte und kirchenrechtlichen Orientierungen eine Rolle, die Kurienkardinal Marc Ouellet vor wenigen Wochen in einem aufsehenerregenden Brief vorgebracht hatte.

Alle Bischöfe auf "synodalem Weg"

Die Bischöfe brachten in Fulda das Kunststück fertig, sich von den unterschiedlichen Mahnungen aus Rom weder provozieren noch entmutigen zu lassen. Stattdessen nutzten sie diese als Anregung, die Ziele und die Methoden für den "synodalen Weg" noch einmal genauer zu fassen und sich über das klar zu werden, was nötig und was möglich ist. Eine Schlüsselrolle hatten dabei offenbar die Vorträge des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki und des Münsteraner Bischofs Felix Genn über den Papstbrief. Statt auf Konfrontation setzten sie auf Nachdenklichkeit und trugen so entscheidend dazu bei, dass am Ende keiner der Bischöfe dem "synodalen Weg" fernbleiben wollte, wie Kardinal Marx immer wieder betont.

Dass es dennoch zuvor bei der mit einer Mehrheit von mehr als Dreivierteln verabschiedeten Satzung etwa ein Dutzend Gegenstimmen gab, zeigt, dass noch Überzeugungsarbeit in Richtung der Minderheit nötig ist. Woelki teilte per Twitter mit: "Ich konnte der Satzung in dieser Form nicht zustimmen, aber ich will mich dem Gespräch nicht verweigern. Versuchen wir gemeinsam, die Kirche zu erneuern." Und der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer kündigte an, er werde nur unter Vorbehalt teilnehmen und gegebenenfalls ganz aussteigen, falls ihn sein "Wahrheitsgewissen" dazu zwinge. Doch auch Voderholzer räumte ein, dass es durch die Debatten in Fulda gelungen sei, die ursprüngliche Satzung zu verbessern.

Zu den Veränderungen zählen dem Vernehmen nach neue Formulierungen in der Präambel, um das Thema Glaubenskrise und Verkündigung zu betonen, sowie eine stärkere Beteiligung der Theologischen Fakultäten. Nach den Diskussionen und Beschlüssen von Fulda ist nun der Laiendachverband, das Zentralkomitee der deutschen Katholiken, an der Reihe. Es muss die veränderte Satzung billigen, erst dann kann der Zug so richtig Fahrt aufnehmen.


Quelle:
KNA