In einem ersten Pressestatement hatte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, betont, dass durch den Papstbrief der geplante "synodale Weg nicht gefährdet" sei. Bei seinen Gesprächen in Rom sei ihm zudem vergangene Woche "kein Stoppschild" gezeigt worden, sagte Marx am Montag vor Journalisten in Fulda.
Marx äußerte sich vor Beginn der Herbstvollversammlung, die bis Donnerstag in der osthessischen Bischofsstadt tagt. Papst Franziskus habe ihn ermuntert, weiter auf dem Weg zu gehen, so Marx. Details zu seinen Unterredungen im Vatikan wollte Marx nicht nennen, weil er am Dienstag zunächst die anderen 68 deutschen Bischöfe informieren wollte. Er erklärte, es sei ihm in Rom gelungen, "in konstruktiven Gesprächen Missverständnisse auszuräumen."
Mit Blick auf den Brief von Papst Franziskus an die deutschen Katholiken vom Juni kündigte Marx an, dass der Münsteraner Bischof Felix Genn und der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki das Schreiben je aus ihrer Sicht vor den anderen Bischöfen erläutern wollten. Dazu seien in der Bischofskonferenz kontroverse Diskussionen zu erwarten.
Kardinal Woelki zum Papstbrief
Die Deutsche Bischofskonferenz veröffentlichte an diesem Dienstag nun die Referate. In seinem Impuls betont der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, dass der von den deutschen Bischöfen beschlossene Synodale Weg nach Auffassung von Papst Franziskus ein richtiges und wichtiges Instrument auf dem Weg zu einer geistlichen Erneuerung der Kirche sei.
Doch dabei "müssen wir mit Augenmaß und nicht zuletzt in der Kraft des Heiligen Geistes unterscheiden, was uns in unserer evangelisierenden Sendung als Kirche im Wege steht und uns deshalb die Sicht auf das Eigentliche kirchlicher Existenz versperrt, und dem, was uns in dieser vom Herrn übertragenen Aufgabe wirklich trägt und stützt", schreibt der Kölner Kardinal.
Für ihn sei deshalb klar, dass man die in seinen Augen bislang überbetonte Konzentration auf Strukturfragen, aber auch den teilweise damit verbundenen Eindruck, es gehe damit zugleich um das Verändern von Glaubensinhalten, aufbrechen müsse. Vielmehr müsse es um eine in "Umfang und Intensität beachtenswerte geistliche Initiative" gehen.
"Die schon beschlossenen Foren allein leisten das nicht. Im Gegenteil", schreibt der Kölner Erzbischof. "Ich plädiere nachdrücklich für die im alternativen Statutenentwurf mit Bischof Voderholzer vorgelegten Themen der Synodalforen, die uns von Anfang an auf die richtige Spur setzen und dem "Primat der Evangelisierung" entsprechen.
Bischof Genn zum Papstbrief
Eine andere Interpretation auf das Schreiben von Papst Franziskus offenbart der Münsteraner Bischof Felix Genn. Er legt den Brief so aus, dass Papst Franziskus ein deutliches Zeichen setzen wolle, um die Überlegungen von Bischofskonferenz und Zentralkomitee der deutschen Katholiken im Blick auf den sogenannten "Synodalen Weg" zu bestärken, aber auch klar zu markieren, in welch größerem Horizont er diesen Weg sieht und stellen möchte.
"Die Herausforderung, die durch die Entdeckung von sexuellem und geistlichem Missbrauch in der Kirche in Deutschland entstanden ist, ruft danach, bearbeitet und gestaltet zu werden, um angesichts des Glaubwürdigkeitsverlustes, den die Kirche erleidet, und der der Verkündigung des Evangeliums im Wege steht, ein neues Vertrauen in die Kirche als Institution und in die Träger des kirchlichen Amtes insbesondere aufzubauen. Es ist mit Sorgfalt darauf zu achten, was die Zeichen der Zeit sind, die es zu erkennen gilt, um im Hören, Beraten und Unterscheiden die Freude des Evangeliums heute treu, verfügbar und transparent zu verkünden", betont Genn.