"Synodaler Weg" - was heißt das eigentlich?
Eine Synode im klassischem Sinne soll der "synodale Weg" nicht sein. Die begriffliche Nähe zur Synode drückt allerdings aus, dass der Reformdialog mehr ist als ein unverbindliches Gespräch. Die katholischen Bischöfe und Laien in Deutschland haben ihn ins Leben gerufen.
Die Regeln wollen die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) bis Herbst in einem Statut festlegen. Grundlage bildet das Kirchenrecht. Demnach hat eine Synode beratende Funktion. Auch beim "synodalen Weg" entscheidet der jeweilige Ortsbischof, ob er die dort gefassten Beschlüsse umsetzt.
Was soll der Dialog bringen?
Konkrete Erwartungen wollen im Vorfeld weder der Bischofskonferenz-Vorsitzende Kardinal Reinhard Marx noch ZdK-Präsident Thomas Sternberg formulieren. Sie verweisen darauf, dass das dem Charakter dieses Formats widerspräche. Allgemeines Ziel ist, nach dem Missbrauchsskandal verlorengegangenes Vertrauen zurückzugewinnen und "Antworten auf die Fragen der Zeit" zu geben.
Die inhaltliche Vorbereitung übernehmen vier Foren unter der Leitung der Bischöfe Karl-Heinz Wiesemann (Speyer), Georg Bätzing (Limburg), Felix Genn (Münster) sowie Franz-Josef-Bode (Osnabrück). Darin geht es um die Themen Macht, kirchliche Sexualmoral, Lebensform der Priester und die Rolle der Frau.
Wann beginnt der "synodale Weg" und wer nimmt daran teil?
Ein genauer Starttermin steht noch nicht fest. Bischofskonferenz und ZdK wollen Anfang Dezember, zu Beginn des neuen Kirchenjahres am Ersten Advent, ein Startsignal geben. Im Frühjahr 2020 könnte dann das erste große Treffen stattfinden.
Den Kern der Teilnehmer stellen Bischofskonferenz und das ZdK als höchstes repräsentatives Gremium der katholischen Laien in Deutschland. Möglicherweise wird dieser Kreis noch erweitert. Der Dialog ist zunächst auf zwei Jahre angelegt. Schon jetzt gilt als sicher, dass sich in diesem Zeitraum längst nicht alle Themen behandeln lassen.
Wie blicken Bischöfe und Laien auf den Zustand der katholischen Kirche in Deutschland?
Von einem "Epochenwandel" sprechen viele Bischöfe und Laien, wenn sie über Kirche in Deutschland reden. Unterschiedlich fallen die Antworten darauf aus. Während die einen möglichst weitreichende Reformen fordern, warnen andere davor, sich ausschließlich in Strukturdebatten zu verzetteln.
Der Missbrauchsskandal hat zu einem großen Vertrauensverlust geführt. Auch der Finanzskandal um den ehemaligen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat das Image der katholischen Kirche beschädigt. Hinzu kommen Berechnungen, nach denen die beiden großen Kirchen in Deutschland 2060 nur noch halb so viele Mitglieder haben werden wie heute.
Druck entsteht auch durch die Proteste von Frauen - Stichwort Maria 2.0.
Was sagt der Papst zu alledem?
Papst Franziskus hat sich Ende Juni in einem Brief an das "pilgernde Volk Gottes in Deutschland" gewandt und spricht von einer "Zeitenwende". In dem 19-seitigen Papier lobt er das Engagement und die Reformanstrengungen der deutschen Katholiken. Zugleich mahnt Franziskus die Einheit mit der Weltkirche an.
Leitkriterium der Erneuerung müsse die Evangelisierung sein. Zum "synodalen Weg" schreibt das Kirchenoberhaupt: "Was dieser konkret bedeutet und wie er sich entwickelt, wird sicherlich noch tiefer in Betracht gezogen werden müssen."
Von Joachim Heinz