Ein im September veröffentlichtes Missbrauchsgutachten belege "eindeutig und unzweifelhaft, dass Bischof Janssen den Machterhalt der Kirche und den Täterschutz über das Wohl der Opfer stellte", heißt es in einem Brief an die Stadt Duderstadt, der der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt. Ein ähnliches Schreiben hatte die Initiative bereits Ende September an die Stadt Hildesheim gesandt.
"Eklatante Missstände" im Umgang mit Missbrauch
Duderstadts Bürgermeister Thorsten Feike (FDP) sagte dem "Eichsfelder Tageblatt" (Freitag), dass es seit längerer Zeit einen Austausch in den Ausschüssen und im Rat zu der Problematik gebe und dass sich der neu gewählte Rat damit beschäftigen werde. Auch Hildesheims Oberbürgermeister Ingo Meyer (parteilos) zeigte sich laut "Hildesheimer Allgemeinen Zeitung" offen für eine Umbenennung.
Heinrich Maria Janssen war von 1957 bis 1982 Bischof von Hildesheim. Das Gutachten hatte "eklatante Missstände" im Umgang mit Missbrauch während seiner Amtszeit festgestellt. Demnach gab es von kirchlicher Seite Zuwendung und Schutz für die Täter, während die Betroffenen keinerlei Hilfsangebote erhielten und mit ihrem Leid allein gelassen wurden. Vorwürfe, nach denen sich Janssen selbst an Kindern vergangen haben soll, konnten weder belegt noch entkräftet werden.
Auch andernorts Rufe nach Umbenennungen
Auch in anderen Städten gab es im Zuge kirchlicher Missbrauchsaufarbeitung Debatten über die Umbenennung von Straßen und Plätzen. So hatte sich etwa der Stadtrat im nordrhein-westfälischen Korschenbroich im Juli für die Umbenennung der Pfarrer-Johannes-Wolf-Straße ausgesprochen. Der Kardinal-Meisner-Platz im thüringischen Hundeshagen behielt dagegen vorerst seinen Namen. Dafür wurde Meisner ein Karnevalsorden posthum aberkannt.
In Trier fordern Betroffene eine Umbenennung des Bischof-Stein-Platzes. Die Initiative Missbit wirft dem früheren Trierer Bischof Bernhard Stein (1904-1993) schwere Pflichtverletzungen vor. Stein soll in seiner Amtszeit von 1967 bis 1980 von sexuellem Missbrauch durch Kleriker nicht nur gewusst, sondern Taten und Täter gedeckt, indem er übergriffige Priester lediglich versetzt habe.