Untersuchungskommission tadelt Umgang der Bischöfe mit Missbrauch

Irland bleibt Sorgenkind des Vatikan

Die Missbrauchsskandale in Irland haben mehr noch als in Deutschland zur radikalen Abwendung der Gläubigen von der katholischen Kirche geführt. Nach Ansicht des Vatikan müssen die irischen Bischöfe noch viel tun, um Vertrauen zurückzugewinnen.

Autor/in:
Bettina Gabbe
 (DR)

Zwei Jahre nach dem historischen Brief von Papst Benedikt XVI. an die Iren über Kindesmissbrauch in der Kirche sieht der Vatikan weiterhin schwerwiegende Mängel im Kampf gegen sexuelle Übergriffe auf Minderjährige durch Kleriker in dem Land. Wenige Wochen nach einem viel beachteten Vatikan-Kongress über Missbrauch in der Kirche forderte die eigens eingesetzte vatikanische Untersuchungskommission umfassende Änderungen bei Prävention und Aufarbeitung.



An die irischen Bischöfe richtete der Vatikan daraufhin die Aufforderung, bestehende Richtlinien zu überarbeiten. Die Orden erhielten den Auftrag, mit eigens zu entwickelnden Programmen wieder zu ihrer ursprünglichen Ausrichtung zurückzukehren. Der Klerus müsse zudem wesentlich besser ausgebildet werden, mahnten die Teilnehmer der apostolischen Visitation an.



Neben Mängeln bei Vorbeugung und Aufarbeitung monierten die vom Vatikan mit der Untersuchung beauftragten Bischöfe jedoch auch klare Regeln im Umgang mit verurteilten Tätern. Während bei einem Vatikan-Kongress vor kurzem erneut die Forderung laut wurde, diese ganz aus dem Kirchendienst zu entfernen, warnte der mit der Beschäftigung von Tätern in die Kritik geratene Trierer Bischof Stephan Ackermann, pädophile Geistliche ihrem Schicksal zu überlassen. Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz plädierte bei der Tagung dafür, die Täter in kirchliche Einrichtungen zu integrieren, um sie kontrollieren und mögliche weitere Opfer vor ihnen schützen zu können.



Während die vatikanische Untersuchungskommission die irische Kirche mahnt, besonders bei der Auswahl der Priesteramtskandidaten genauer auf deren Eignung zu achten, fordert sie zugleich die Ausarbeitung neuer Regeln zum Umgang mit verurteilten Tätern. Die Bischöfe müssen demnach klären, in welchem Umfeld und unter welchen Bedingungen pädophile Priester leben sollten.



Glaubwürdigkeit wurde stark beeinträchtigt

Mehr noch als in Deutschland führten die Missbrauchsskandale in dem bis dahin tief katholisch geprägten Irland zu einer radikalen Abwendung der Gläubigen von der Kirche. Eine zeitweise ins Auge gefasste Papstreise findet wegen der zu erwartenden negativen Reaktionen nicht statt. Umso stärker ermahnt der Vatikan aufgrund seiner Untersuchungsergebnisse die irische Kirche, Interesse und Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen.



Dabei stellte die Kommission allerdings auch unter Geistlichen eine wachsende Entfremdung von der katholischen Lehre fest. "Die Abweichung von den grundlegenden Lehren der Kirche ist nicht der authentische Weg hin zur Erneuerung", mahnt der Vatikan die durch die Missbrauchsskandale geschwächten irischen Katholiken.



Die Glaubwürdigkeit der irischen Kirche wurde nicht nur dadurch stark beeinträchtigt, dass sie pädophile Priester beschäftigte. Diejenigen, die über den Umgang mit Kindern und Jugendlichen in der Kirche hätten wachen sollen, "versäumten vielfach, dies effektiv zu tun", stellte die Untersuchungskommission fest. Bei den Gesprächen mit Kirchenvertretern und Opfern sei klar geworden, "wie sehr Verfehlungen der Vergangenheit zu einer mangelhaften Reaktion nicht zuletzt von Seiten mehrerer Bischöfe und Ordensoberer" geführt hätten.



Da der Umfang der Missbrauchsfälle und ihrer Vertuschung in Irland größer als in andern Ländern war, richtete Papst Benedikt XVI. vor zwei Jahren einen Brief an die Gläubigen des Landes, in dem er eine umfassende Erneuerung anmahnte. Von Seiten der kirchlichen Institutionen bleibt nach dem Urteil der Untersuchungskommission dabei noch viel zu tun.