Sozialpfarrer Kossen gründet Verein für Rechte von Leiharbeitern

Gegen unwürdige Arbeitsbedingungen

Der Lengericher Sozialpfarrer Peter Kossen hat am Freitag den Verein "Aktion Würde und Gerechtigkeit" gegründet. Damit wendet er sich gegen eine in seinen Augen fatale Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt.

Leiharbeiter auf dem Bau / © Julian Stratenschulte (dpa)
Leiharbeiter auf dem Bau / © Julian Stratenschulte ( dpa )

Mit dem Verein wollten seine Mitstreiter und er sich noch stärker für die Rechte von Leiharbeitern einsetzen, teilte Kossen mit. Ziel sei es, "durch ein Netzwerk von Juristen und juristisch geschulten Ehrenamtlichen den Rechtsweg für Arbeitsmigranten leichter zugänglich zu machen". So sollten unter anderem Anträge bei Gericht für Beratungshilfe und Prozesskostenhilfe übersetzt und Menschen, die kein Deutsch sprechen, bei der Antragstellung unterstützt werden.

Würde und Gerechtigkeit werde den zumeist aus Südosteuropa kommenden Leiharbeitern in der Fleischindustrie und in anderen Branchen in Deutschland oft vorenthalten, sagte Kossen. "Brutale Arbeitsausbeutung, Menschenhandel und Abzocke für unwürdige und gesundheitswidrige Behausungen" seien die Folge. "Wir werden Unrecht beim Namen nennen und uns nicht damit abfinden, dass Arbeitsmigranten wie Menschen zweiter Klassen behandelt, ausgebeutet und rassistisch herabgewürdigt werden", so der katholische Pfarrer.

Vor allem Fleischindustrie im Fokus

Kossen geißelte in der Vergangenheit immer wieder vor allem die Zustände in der Fleischindustrie. Sie habe angefangen, "sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze durch irreguläre Beschäftigung von Arbeitsmigranten zu ersetzen". Von der Politik verlangte er, Gesetze gegen Ausbeutung und Menschenhandel in der Praxis auch durchzusetzen. Das sei derzeit nicht der Fall. Auch seiner Kirche warf Kossen vor, sich aus Angst nicht genügend gegen ausbeuterische und menschenunwürdige Arbeitsverhältnisse in der Industrie einzusetzen.

Dem Vorstand des Vereins, dessen Vorsitzender Kossen nach den Angaben ist, gehören demnach vier weitere Personen an. Darunter sind ein Osnabrücker Rechtsanwalt und eine in der Beratung für sogenannte Arbeitsmigranten tätige gebürtige Bulgarin, wie es hieß. Der Verein werde zuerst in Nordwestdeutschland tätig werden, später auch darüber hinaus. Angestrebt werde die Anerkennung der Gemeinnützigkeit, um Spenden und öffentliche Projektmittel erhalten zu können.


Quelle:
KNA