Bewegende Momente beim "Youth Hearing" in Panama

"Wir haben euch etwas anzubieten"

Das "Youth Hearing" beim Weltjugendtag in Panama beeindruckt mit einer lebhaften Diskussion und emotionalen Apellen zum Umweltschutz. Doch dabei soll es nicht bleiben. Gerne möchte man in naher Zukunft Konkretes erreichen.

Autor/in:
Tobias Käufer
Jugendliche auf dem WJT 2019 / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Jugendliche auf dem WJT 2019 / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )

Als die junge, zierliche Frau das Wort ergreift, ist es plötzlich ganz still in dem völlig überfüllten Saal des "Museo de Canal" im Herzen von Panama-Stadt. "Wir haben euch etwas anzubieten", ruft Eidigili Gypsi Valiente von der Bewegung "Neue Generation Panama" in den völlig überfüllten Raum. Und die gut 250 Teilnehmerinnen des "International Youth Hearing" beim katholischen Weltjugendtag hören genau hin, als die indigene Psychologie-Studentin ihr Angebot unterbreitet.

Jede Treppenstufe, jede noch so kleine Nische ist besetzt, einige zücken ihre Handys, andere spitzen die Ohren. Es ist ein beeindruckender Moment, als sich indigene und deutsche Lebensrealitäten treffen - weil in Zeiten von Twitter und Facebook, von lauten, grellen, egozentrischen Momenten der Selbstdarsteller der Zauber des Zuhörens und des Aufeinandereinlassens gewinnt.

Mutter Erde lieben und schützen

"Unsere Eltern haben uns beigebracht, die Mutter Erde zu lieben und zu schützen", sagt Eidigili. "Wir haben alle etwas gemeinsam, das ist unser gemeinsames Haus", so die 24-Jährige, die in traditioneller Tracht erschienen ist. Auch das ist ein Statement - denn Indigene werden in Panama immer noch diskriminiert. "Wir müssen beginnen, unser gemeinsames Haus zu schützen!", lautet der eindringliche Appell der jungen Frau vom indigenen Volk der Kuna.

"Ihr habt viel mehr Chancen als wir - nutzt sie", sagt sie zu den Jugendlichen aus Deutschland. Eidigilis Auftritt wird gefeiert, auch weil sie zuvor mit den deutschen Jugendlichen intensiv diskutiert hat. In vier Arbeitsgruppen tauschten sich deutsche und mittelamerikanische Jugendliche aus. Die Gäste aus Europa erfuhren etwas über die Partystadt Panama, in der Drogen billiger als eine Kinokarte sind; über ein Land, dessen indigene Territorien kaum Bildungschancen bieten und in dem Aids-Kranke ausgegrenzt werden wie Aussätzige im Mittelalter.

Umweltschutz Thema des Tages

Das überragende Thema dieses Tages ist aber der Umweltschutz - auch das große Anliegen von Eidigili. Denn viele Ureinwohner, die auf den Inseln rund um Panama leben, spüren die Folgen des Klimawandels buchstäblich jeden Morgen beim Aufstehen. Dann stehen die Fußböden bereits wegen des gestiegenen Meeresspiegels unter Wasser.

Die Bambergerin Tini Büttner von der KJG nimmt den Ball auf. "Wir können hier etwas mitnehmen", sagt die junge Pilgerin. Denn wer sein Leben ändere, etwas für die Umwelt tue, der tue das nicht anonym; er tue etwas für Menschen wie Eidigili, für die der Klimawandel bereits eine akute Bedrohung ist.

"Das Schlimmste wäre, wenn wir jetzt sagen: Gut, dass wir mal drüber gesprochen haben", sagte Adveniat-Geschäftsführer Stephan Jentgens. Er versprach den Jugendlichen, ihre Forderungen zum Thema Umweltschutz während der Amazonas-Synode im Oktober im Vatikan über das panamazonische Netzwerk Repam mit einzubringen.

Deutschen Politikern ins Gewissen reden

Und er redete der deutschen Politik ins Gewissen. Es sei ein Skandal, dass es nicht gelinge, die Konvention ILO 169 der Vereinten Nationen durch den Deutschen Bundestag zu bringen, so Jentgens. Das Übereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation garantiert grundlegende Rechte der indigenen Völker. Ohne das Votum des Bundestages könne die Wirtschaft diese Rechte weiter verletzen, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden, so der Adveniat-Geschäftsführer.

Auch der Bundespräses des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Pfarrer Dirk Bingener, wurde konkret: Sein Verband werde sich verpflichten, über die große soziale Ungerechtigkeit in Panama zu informieren und sich dafür einzusetzen, dass Deutschland wieder monetäre Entwicklungshilfe in Panama leiste. "Machen Sie schon mal einen Platz in Ihrer Botschaft frei", rief er dem deutschen Botschafter zu. Denn Deutschland müsse einen Referenten für Entwicklungshilfe in Panama einstellen.

 

Quelle:
KNA