Eine auf Missbrauchsfälle spezialisierte Anwaltskanzlei in Minnesota setzt drei kalifornische Diözesen unter Druck, eine umfassende Liste mit mutmaßlichen Tätern vorzulegen. Dazu veröffentlichte die Kanzlei am Dienstag (Ortszeit) eine Auflistung mit den Namen von 263 Priestern der Bistümer San Jose, Oakland und San Francisco, die des sexuellen Missbrauchs beschuldigt werden.
In dem 66 Seiten umfassenden Bericht nennt die Anwaltskanzlei Jeff Anderson & Associates 135 Priester der Erzdiözese San Francisco, 95 in der Erzdiözese Oakland und 33 in der Erzdiözese San Jose. Die Kanzlei, die katholische Missbrauchsopfer in Kalifornien und in anderen Bundesstaaten vertritt, publizierte auch Fotos der Beschuldigten.
Außerdem enthält der Bericht jeweils eine kurze Darstellung der gegen die Betroffenen erhobenen Vorwürfe. "Die Daten zeigen das skandalöse Ausmaß von Hunderten Priestern, die in diesen Diözesen Tausende Minderjährige bis heute angreifen", heißt es in dem Bericht.
Kanzlei war schneller
Mit der Veröffentlichung der Listen kam die Kanzlei den Diözesen zuvor. Diese hatten angekündigt, ihre eigenen Recherchen zu Missbrauch in den eigenen Reihen vorzustellen. Anders als seine Amtskollegen in San Jose und Oakland hat sich der Erzbischof von San Francisco, Salvatore Cordileone, nach den Angaben bislang noch nicht entschieden, die Namen der Beschuldigten zu nennen. Anfang des Monats hatte die Erzdiözese San Jose eine eigene Namensliste erstellt, in der allerdings nur 15 Verdächtige genannt wurden.
Seit Dienstag beteiligt sich auch der "District of Columbia", zu dem die US-Hauptstadt Washington gehört, an der Aufarbeitung früherer Missbrauchsfälle der Kirche. Damit weiten sich die Untersuchungen durch Staatsanwaltschaften in zahlreichen US-Bundesstaaten weiter aus. Vergangene Woche nahm erstmals auch ein Bundesanwalt in Pennsylvania für das US-Justizministerium Ermittlungen auf.
Papst Franziskus bittet zum Gebet
Inzwischen hat Papst Franziskus die US-Bischöfe zu Exerzitien aufgefordert. In der ersten Januarwoche wird die gesamte US-Bischofskonferenz gemeinsam einkehren und beten.