Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat hat das Ergebnis der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Brasilien als unbegreiflich bezeichnet. Der Rechtspopulist Jair Bolsonaro hatte in der Wahl am Sonntag mit 47 Prozent nur knapp die absolute Mehrheit der Stimmen verfehlt. Zahlreiche Adveniat-Projektpartner in Brasilien hätten fassungslos darauf reagiert, sagte Brasilien-Referent Norbert Bolte. In Deutschland wäre so ein Ergebnis undenkbar. Bolsonaro verunglimpfe systematisch Frauen, Homosexuelle, Afrobrasilianer und Indigene. Er propagiere außerdem offen die Errichtung einer ‚Art Militärdiktatur‘ und setze sich für die Bewaffnung der Bevölkerung ein.
Das Wahlergebnis spiegle die tiefe Spaltung der brasilianischen Gesellschaft und die politische, wirtschaftliche und ethische Krise wider, in die das Land seit 2013 nach und nach geraten sei, so Bolte. Viele seien enttäuscht, dass auch unter der so hoffnungsvoll gestarteten Präsidentschaft der Arbeiterpartei zwischen 2003 und 2016 die systemische Korruption nicht bekämpft worden sei. Am 28. Oktober findet eine Stichwahl statt. Darin wird Bolsonaro gegen den zweitplatzierten Fernando Haddad von der Arbeiterpartei PT antreten, für den 28 Prozent gestimmt haben.