Christkönig – so nennen wir den letzten Sonntag des Kirchenjahres. 1925, als die großen Monarchien zusammenbrachen, entstand dieses Fest. Es spricht von Jesus als dem eigentlichen Weltenherrscher, der im Gegensatz zu allen anderen Herrschern dieser Welt keine politische Macht für sich beansprucht.
"Mein Königtum ist nicht von dieser Welt", sagt er uns an diesem Sonntag. Von welcher Art aber ist es dann? Das 25. Kapitel des Matthäus Evangeliums weist auf Spuren dieses anderen Königtums hin. Und es setzt die Prioritäten völlig anders.
Anteil an diesem Königtum Jesu hat, wer anderen zu essen, zu trinken und Kleidung gibt, wer Obdachlose aufnimmt, sowie Kranke und Gefangene besucht. Ein echter Gegenentwurf zu dem Machtgebaren der politisch Mächtigen. In meinem Alltag begegne ich immer wieder vielen Ehrenamtlichen, von den Altkleidersammlern bis zu den Verteilern bei Tafeln, von den Hospizhelfern bis zu den Frauen, die jede Woche einen Nachmittag für Demenzkranke gestalten.
Da geht es Menschen ohne jeden finanziellen Vorteil, ohne Vorliebe für Lob und Presseartikel einfach darum, sich in den Dienst anderer zu stellen – sehr oft unter großen persönlichen Opfern und nicht selten auch neben Beruf und Familie. Ich bin der Überzeugung: Eigentlich sind die die Könige unserer Gesellschaft, weil sie im Sinne Jesu königlich handeln und weil ohne sie unsere Gesellschaft schnell an ein Ende käme.
Das untrüglichste Markenzeichen des Reiches Gottes, dessen wir uns heute erinnern und das mit dem Kommen Jesu in unsere Welt begonnen hat, ist unser Engagement für die Kleinen und Geringen. Daran werden wir gemessen. Denn es ist ein Gradmesser dafür, inwieweit dieses Reich mitten unter uns lebendig ist.
Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln