: Der Chefredakteur kommentiert

Hier macht jeder Bischof, was er will

Sportler wissen: Erst kommt die Pflicht - und dann die Kür! Mit der Sonntagspflicht in der katholischen Kirche ist es ein wenig komplizierter: Diese Pflicht darf als eine Verpflichtung gegenüber Gott - als ein Dienst für Gott angesehen werden.

Die Pflicht, an allen Sonn- und Feiertagen an einer Messfeier teilzunehmen, ist kirchenrechtlich demnach also weltweit vorgeschrieben. Aber derzeit macht in Deutschland jeder Bischof hier, was er will. Während es bundesweit längst keine Maskenpflicht mehr gibt, bleibt in vielen Bistümern die Sonntagspflicht noch ausgesetzt. Einige Bistümer haben die Aussetzung von der Pflicht in diesen Tagen wieder aufgehoben - und es gibt auch Bischöfe, die in ihren Bistümern trotz Corona die Sonntagspflicht überhaupt nie ausgesetzt hatten.

Herrlich - ausgerechnet in Deutschland! Ausgerechnet in der katholischen Kirche, wo doch angeblich immer alles einheitlich geregelt werden muss. Ich finde, die Bischöfe geben ein wunderbares Vorbild für die Freiheit eines Christenmenschen. Dass Bischöfe sich in Briefen besorgt in Rom erkundigt haben, ob sie das einfach so dürfen, ist auch nicht bekannt. Wundert es da, dass auch die Mehrheit der Gläubigen sich weder vom Kirchenrecht noch von ihren Bischöfen länger in die Pflicht nehmen lassen?

Ingo Brüggenjürgen

"Erst wo der Besuch der Messe in völliger innerer Freiheit erfolgt - da wird die Pflicht zur Kür."

Ich finde es nur konsequent und richtig, dass Christen selbstständig entscheiden: Ob Sie zur Messfeier gehen - oder zuhause bleiben und den Gottesdienst im Fernsehen verfolgen oder den lieben Gott einen guten Mann sein lassen...

Erst wo der Besuch der Messe in völliger innerer Freiheit erfolgt - da wird die Pflicht zur Kür. Nicht zur Willkür - sondern zu einer inneren Verpflichtung! Zur inneren Freude, wenigstens an einem Tag der Woche in der Gemeinschaft der Gläubigen sich um den Tisch des Herrn zu versammeln, um gemeinsam DANKE zu sagen. Eucharistie - also Danksagung zu feiern. Ein Danke für die Fülle des Lebens.

Wie schrieb schon Paulus an die Galater? "Denn Ihr seid zur Freiheit berufen, Brüder und Schwestern. Nur nehmt die Freiheit nicht als Vorwand für Eure fleischliche Faulheit und Trägheit - sondern dient einander in Liebe! (Gal 5,13)

Mehr - aber auch nicht weniger - als dieses Gesetz der Nächstenliebe braucht es nicht.

Ingo Brüggenjürgen

Chefredakteur

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