Wochenkommentar: Der Chefredakteur kommentiert

Zerreißprobe überstanden!

"Zerrissen, verbogen, verbeult!", titelte die FAZ, als die geklauten Schmuckstücke aus dem Grünen Gewölbe in Dresden zurückgegeben wurden. Die Bischöfe hat es auf ihrer Frühjahrsvollversammlung in Dresden – Gott sei Dank – nicht zerlegt und zerrissen. Die Bischofskonferenz hat sich haarscharf an der Zerreißprobe vorbeigemogelt. Aber Ärger und Unmut gab es hinter verschlossen Türen mehr als genug. Das wenig hilfreiche "Grußwort" des Nuntius war eigentlich ein einziger römischer Bremsappell für den innerkirchlichen Reformprozess. Es provozierte einige gleich zu Beginn.

Von "A" wie anonyme Abstimmung und Änderungsanträge der synodalen Texte und unnötigen Geschäftsordnungsdebatten bis "Z" wie unmöglicher Zeitplan gab es zahlreiche weitere Knackpunkte. Vordergründig, denn natürlich liegen eigentlich inhaltlich zwischen einigen Bischöfen und ihrem Kirchenbild ganze Glaubenswelten. Während die einen Bischöfe um ihren Vorsitzenden endlich auf ihrem Reformweg vorankommen wollen, zeigen nicht nur die "fünf Kollegen, die den letzten Brief aus Rom provoziert haben", so hat es Bischof Bätzing formuliert, sehr wenig Bewegungsdrang.

Jeder, der mal als Pilger auf einer Fußwallfahrt dabei war, weiß, was das bedeutet: Es droht die permanente Zerreißprobe: Weil ein Teil nicht weitergehen kann oder will, der andere Teil aber das Ziel schon vor Augen hat. Dass der Anführer der bischöflichen Pilgertour, Bischof Bätzing, ob der permanenten Bremsmanöver der nur noch Besorgten nicht längst frustriert hingeschmissen hat, bezeichneten einige seiner Mitbrüder als kleines Wunder.

Das große Wunder – eine muntere bischöfliche Fußtruppe, die angesichts der aktuellen Herausforderungen in gemeinsamer Verantwortung frohgemut dem Herrn der Kirche entgegengeht, blieb in Dresden aus. Gerade noch mal gut gegangen, könnte man bilanzieren. Treffender wäre aber, weil bei der Konferenz wenig zusammen ging: Gerade noch mal so überstanden!

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