Das sagte der Erzbischof von Köln im April. Alle im Landgericht hatten sich erhoben: Richter, Anwälte, Polizisten und Journalisten. Mitten im Gerichtssaal stand der Kölner Kardinal. Mit zum Schwur erhobener Hand bekräftigte er seine Aussagen vor Gericht. Ich war dabei. Der Richter hatte vor dem Eid Kardinal Woelki extra gefragt, ob er ihm alle seine Aussagen nicht noch einmal vorlesen solle. Der Kardinal hatte abgewunken. Er war sich seiner Sache sicher. Ich auch: Einen Kardinal, der vor Gericht und vor Gott lügt, kann und will ich mir nicht vorstellen!
Auf meinem Tisch liegt das Gerichtsprotokoll mit Woelkis Aussagen. Daneben liegt die Kopie eines Briefes, den der Kardinal abgezeichnet, aber nicht gelesen haben will, weil er sonst gelogen hätte. Daneben liegt eine Kopie des Protokolls der Stadt- und Kreisdechanten, das offenbar auch im Gegensatz zu Woelkis Aussagen vor Gericht steht. Ich weiß nicht, wie die Staatsanwaltschaft und die Gerichte diese offenen Widersprüche letztendlich bewerten werden. Ich weiß aber, dass die breite Öffentlichkeit ihr Urteil längst gefällt hat. "Ingo, benutzt doch mal Deinen Menschenverstand – das ist doch alles nur noch Lug und Trug!", schimpft ein befreundeter Kleriker. Familie, Freunde und Bekannte, aber auch Bischöfe, Priester und Ordensleute, Menschen, die für die katholische Kirche seit Jahren arbeiten und sich engagieren, sehen es so oder so ähnlich. Erst Anfang des Jahres hat Forsa der Katholischen Kirche in puncto Vertrauen einen neuen Tiefststand bescheinigt.
Das nötige Vertrauen fehlt, ist bei zu Vielen längst völlig aufgebraucht. Nicht nur im Erzbistum Köln. Gerichtsentscheidungen werden das kaum ändern. Ich selber vertraue in diesen unruhigen Zeiten mehr als zuvor auf den, der da gesagt hat: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben." (Joh 14,69) Jesus Christus! Er hat uns zugesichert, dass die Wahrheit ans Licht kommt.
Ingo Brüggenjürgen
Chefredakteur DOMRADIO.DE