: Der Chefredakteur kommentiert

Andere Lösungswege

"Frauen in Aufsichtsräten machen Unternehmen profitabler!" meldete in dieser Woche die Tagesschau. Eine Studie der Universität Tübingen hat das herausgefunden. Sobald in einem Unternehmen Frauen auch in Führungspositionen mitreden, läuft der Laden besser. Warum? Die Antwort der Wissenschaftler ist eindeutig: Die Frauen sorgen für unterschiedliche Perspektiven - für andere Lösungswege. Sobald dann in den Führungsgremien mehr Alternativen ins Spiel kommen, werden bessere Entscheidungen getroffen. Werden die  Unternehmen profitabler.

Jetzt muss die Kirche nicht unbedingt profitabler werden, aber bessere Entscheidungen könnte man ja nicht nur in Krisenzeiten gut gebrauchen. Dass mehr Frauenpower auch in der katholischen Kirche bestens funktioniert, wurde ganz ohne wissenschaftliche Untersuchung bereits beim Synodalen Weg deutlich. Selbst die größten Kritiker des Reformweges müssen zugeben, dass es gerade die Frauen  waren, die mit ihren Beiträgen die Debatten und Diskussionen für alle sichtbar vorangebracht haben.

Schade nur, dass im Vatikan diese Erfahrungen weitgehend ignoriert werden. Im jüngsten Vorbereitungsdokument der Weltbischofssynode, auch aus dieser Woche, findet sich zwar der Hinweis, dass die Pluralität der Erfahrungen von Frauen doch bitte anzuerkennen sei - aber eben auch die Frage, ob das Diakonat der Frau überhaupt gedacht werden darf... Dass Frauen vielleicht die besseren Bischöfe sein könnten - Gott bewahre!

Besonders betrüblich, dass ebenfalls in dieser Woche gleich vier deutsche Bischöfe die Beschlüsse des synodalen Weges ausbremsten und auf die Stoppschilder aus Rom verweisen. Wer aber stoppt und nicht mehr mitgehen will wird sich vermutlich auch nicht durch wissenschaftliche Untersuchungen bewegen lassen. Von Wissenschaft und Gesellschaft abgehängt bleibt dann aber nur der Halt auf dem Abstellgleis. 

Ingo Brüggenjürgen

Chefredakteur

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