Wochenkommentar: Der Chefredakteur kommentiert

Wenn der große Hunger kommt

Putin setzt Hunger als Waffe ein. Getreidesilos werden bombardiert. Wo gerade noch Korn lagerte, lodern jetzt die Flammen. Lebensmittelfrachtschiffe im Schwarzen Meer werden zu Angriffszielen erklärt. Nicht erst seit seinem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine reiht der russische Machthaber ein Kriegsverbrechen an das andere. Verstößt, für alle immer sichtbarer, gegen das Völkerrecht - gegen Menschenrechte. Dagegen dürfen und müssen wir uns wehren. Aber wer deutlich den Zeigefinger erhebt und Waffen liefert, der muss genau so selbstkritisch feststellen, dass Hunger schon immer von Menschen als Waffe eingesetzt wurde. Das gerade Hunger, Ausbeutung und Elend eine der Hauptauslöser für kriegerische Auseinandersetzungen sind - überall auf der Welt. Daran sind wir nicht unbeteiligt! Denn auch unser Konsumverhalten - wo Tag für Tag Tonnen von Nahrungsmitteln vernichtet werden - wo Brot vom Vortag mit dem Frontlader in Biogasanlagen gekippt wird, dient nicht der gerechten Verteilung von Nahrungsmitteln. Auch unsere anhaltenden Verstöße und Verbrechen gegen das Klima verschärfen die weltweiten Hungersnöte. Schon klar - bei Putin und Co. finden wir schnell mehr als den Splitter im Auge - aber unsere eigenen Holzbalken dürfen wir dabei nicht übersehen. Gerade auch hier gilt es genauer hinzusehen. Was uns dabei helfen kann, ist ein unstillbarer Hunger und Durst. Ein Hunger und Durst nach einem neuen Himmel und einer neuen Erde, in denen die Gerechtigkeit zu Hause ist. 

Ingo Brüggenjürgen
Chefredakteur

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