Wochenkommentar: Der Chefredakteur kommentiert

Sei ein Frosch!

Frösche haben in der Bibel leider keine Hauptrolle. Wenn sie durch die Heilige Schrift hüpfen, dann eher im Zusammenhang mit Last und Plagen. Die wunderbare Geschichte von den drei Fröschen, die die Reise ihres Leben wagen, fehlt leider. Darf ich sie hier erzählen? Gerade weil sie in Zeichen von Krieg, Corona, Klima- und Kirchenkrise so Mut machend ist?

Drei Frösche sind auf der gefährlichen Reise ihres Lebens. Sie haben schon tagelang kein Wasser mehr gesehen - nicht einmal einen klitzekleinen Tümpel. Da sehen sie auf einem Bauernhof ein volles Butterfass mit herrlich fetter Milch und springen hinein. Was für eine Wohltat - was für ein Genuss. Doch nach der ersten Freude bemerken die drei Frösche schnell, dass ihre Lage jetzt total ausweglos ist. Der Rand des Fasses gibt keinen Halt. Wenn sie nicht mehr schwimmen können, werden sie ertrinken. Der erst Frosch - ein besonders schöner Breitmaulfrosch - quakt um sein Leben. Das sei ein Zeichen des Himmels. Gott wolle, dass man den Tod annehme - sagt der Breitmaulfrosch, stellt das Paddeln ein und ertrinkt. Der zweite Frosch bekommt Panik - jammert und lamentiert - erklärt Gott und die Welt für schlecht - und folgt aus lauter Frust dem ersten Frosch in die Tiefe.

Der letzte noch lebende dritte Frosch aber will einfach nicht glauben, dass all die erlittenen Mühen und Plagen vergeblich waren. Er liebt doch sein Leben. So hofft er. Hofft er gegen alle Hoffnungslosigkeit. Er strampelt die ganze Nacht durch - auch wenn kein Land in Sicht ist. Mit dem Sonnenaufgang am anderen Morgen aber sitzt er auf einem kleinen Butterberg. Er hüpft aus dem Fass und dankt Gott. Und weil er nicht gestorben ist - strampelt er noch fröhlich bis heute …

Ingo Brüggenjürgen

Chefredakteur

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