Wochenkommentar: Der Chefredakteur kommentiert

Da ist doch der Wurm drin

Schon so lange läuft es einfach nicht mehr richtig rund bei Mutter Kirche. Gefühlt ist es eine Krise ohne Ende. Es begann vor über 13 Jahren mit Machtmissbrauch und sexueller Gewalt in den eigenen Reihen - viel hundert, ja tausendfach. Auch die jüngsten gravierenden Vorwürfe gegen den einstigen deutschen Vorzeigekardinal Hengsbach sind kein Abschluss, sondern leider nur ein weiterer trauriger Höhepunkt.

Wo selbst der engagierte Vorsitzende der Bischofskonferenz bei der Vollversammlung in dieser Woche im Hinblick auf die neuesten Hiobsbotschaften glaubhaft nach den richtigen Worten suchte - da gelang es auch seinen Mitstreitern im bischöflichen Amt nur unzureichend, wenigstens einen Hauch von Aufbruchstimmung zu erzeugen. Rolltreppe abwärts - und immer mehr Gläubige machen sich frustriert vom Acker. Dennoch: ich werde mir die Hoffnung trotzdem nicht nehmen lassen.

Es stimmt ja - in meiner katholischen Kirche ist total der Wurm drin. Aber mir ist jeder wurmstichige Apfel viel lieber, als all die lackierten auf Hochglanz polierten, geschmacklosen vollgespritzten Erdäpfel. Seit Adam und Eva und der Geschichte mit dem Apfel wissen wir, dass das Paradies uns nicht in den Schoss fällt. Dass unser Leben mühsam und anstrengend - eben nicht perfekt ist. Doch wir können - nein wir müssen hart an uns und unseren Fehlern arbeiten. Jeder kann sofort bei sich selber anfangen. Denn selbst wo total der Wurm drin ist - da ist immer noch Leben! Da ist und bleibt die Hoffnung - oft gegen alle Hoffnungslosigkeit dieser Welt. 

Ingo Brüggenjürgen
Chefredakteur

 

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