Wochenkommentar: Der Chefredakteur kommentiert

"Jetzt hilft nur noch Beten"

"Jetzt hilft nur noch Beten!", weiß der Volksmund. Eigentlich heißt das im Klartext: Ich habe die Sache selber nicht mehr in der Hand. Ich weiß nicht mehr, was ich noch tun könnte. Jetzt liegt alles in Gottes Hand.

Aber ganz so einfach ist die Sache mit dem Beten dann doch nicht. Beten hilft offensichtlich auch nicht immer! Der Papst betet für den Frieden, die Synode betet für den Frieden, der Kardinal betet für den Frieden ... In unzähligen Gottesdiensten wird für den Frieden gebetet. Im Islam wird genauso inständig für den Frieden gebetet wie im Judentum. Allein – es ist Krieg. Nicht nur im Heiligen Land.  

Beten alleine hilft nicht, wenn man es wie einen Zauberspruch anwendet. Was wirklich zählt beim Beten, ist die richtige innere Haltung. Wenn ich im Gespräch mit Gott mein Herz öffne, wird nicht alles rund um mich herum sofort gut. Aber im Beter selber verändert sich etwas: Wird das Herz weit und die Liebe groß; wächst die Kraft zur guten Tat. Die dann aber auch bitte getan werden muss.

"Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es!", so hat Erich Kästner es auf den Punkt gebracht. Gutes tun – dafür braucht es keinen Glauben an Gott. Wer aber weiß, dass der Glaube ganze Berge versetzten kann, der hat immer einen unendlich starken Begleiter an seiner Seite. Dann, wenn die nötige Kraft schwindet. Wenn sich die Hoffnung vom Acker machen will. Dann hilft wirklich nur noch Beten! Beten! Beten – und bitte auch danach handeln!

Ingo Brüggenjürgen, Chefredakteur

Themen