"Es gibt Themen, die Papst Franziskus wahnsinnig am Herzen liegen. Für die er lebt und brennt. Sie sind für ihn von existenzieller Bedeutung für die Zukunft der Kirche.
Das Thema Neuevangelisierung etwa ist so eines. Für ihn heißt das, dass alle in der Kirche – also alle Getauften – eine missionarische Berufung in sich tragen. Und das Ziel dieser Berufung besteht dem Papst zufolge vor allem in einer „persönlichen Begegnung von uns Menschen mit Jesus Christus“ oder zumindest darin, dass wir einen „kleinen Schritt auf Jesus“ zu machen, um zu entdecken, „dass dieser bereits mit offenen Armen auf unser Kommen wartet“ (Apostolisches Schreiben Evangelii Gaudium 3).
Eigentlich darf sich hier jeder angesprochen fühlen. Jeder mit dem, was er besonders gut kann: zuhören zum Beispiel. Oder über den Glauben zu sprechen, ein Herz für Alte, Kranke, für Menschen in Not zu haben, zu helfen, zu leiten, zu organisieren, zu strukturieren und, und, und. Jeder auf die Weise, die seinen Gaben, seinem Leben, seinen Fähigkeiten, seinem Alltag am besten entspricht.
Für den Papst stellt sich nämlich eine evangelisierende Gemeinde durch Werke und Gesten in das Alltagsleben der anderen, verkürzt so die Distanzen, erniedrigt sich nötigenfalls bis zur Demütigung und nimmt das menschliche Leben an, indem sie im Volk mit dem leidenden Leib Christi in Berührung kommt.
So haben sich die Evangelisierenden, so der Papst, als Hirten unter die Schafe zu mischen, um den Geruch der Schafe anzunehmen. Sonst würden sie den Kontakt zu den Menschen verlieren (vgl. EG 24).
Was für eine großartige Vision von Kirche und unserem Leben als Christen! Vielleicht gelingt es uns ja, immer mehr Teil dieser Vision zu werden.
Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln"