In seiner Predigt geht Kardinal Woelki auf die Tränen Maria Magdalenas am Ostermorgenn ein. "Sie weint um Jesus, der ihr Ein und Alles gewesen ist, von dem sie allerdings glaubt, dass sie ihn im Tod verloren hat und dessen Leichnam zudem auch noch verschwunden ist", so Woelki. Zusammen mit dem Leichnam Jesu habe sie ihre ganze Hoffnung begraben. "Maria weint, weil ihr mit dem Tod Jesu jede Zukunft entzogen worden ist."
Ein solcher Entzug von Zukunft mache die eigentliche Melancholie des menschlichen Lebens aus. Das wecke in uns auch eine Frage, so der Kardinal weiter: "Haben wir schon einmal geweint, darüber, dass wir Jesus verloren haben? Wie tief würde uns sein Verlust berühren?"
"So ereignet sich Ostern"
Maria habe Jesus gesucht. Und damit ihre Zukunft. Aber: "Sie sucht den Herrn gerade dort, wo sie ihn gemäß der beinahe vorwurfsvollen Frage von zwei Männern in leuchtenden Gewändern im Lukas- Evangelium nicht suchen sollte", meint Woelki und zitiert aus dem Lukas-Evangelium: "Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?"
Dabei merke sie gar nicht, dass der Auferstandene vor ihr steht. Erst als er ihren Namen rufe, verstehe Maria. "Genau hier und genau so ereignet sich Ostern", sagt Woelki. Der Osterglaube beginne bei Maria. Ihr Erlebnis gelte auch für uns: "Persönlich beim Namen gerufen zu werden: Darin besteht das größte Geschenk, das der Osterglaube uns macht und das uns die schönste Zukunft eröffnet."
Den Ruf Jesu annehmen
Geschehen der das bei einem jeden von uns schon am Tag der Taufe. "Die ist ja unser ganz persönliches Ostern." Wie die Mitte der Osterfeier der Hinübergang vom Tod Jesu in das Leben seiner Auferstehung sei, so sei die Taufe die sakramentale Teilhabe an diesem Hinübergang vom Tod zum Leben, weil der Auferstandene selbst einen jeden beim Namen gerufen habe.
"Das Osterfest wird uns deshalb zur Einladung, diesen namentlichen Ruf Jesu in der Taufe anzunehmen und aus ihm zu leben. Das aber hat dann Konsequenzen - wie bei Maria von Magdala", so Woelki und erklärt, was das für das Leben eines Gläubigen bedeute: "Auch wir sind auf den Weg geschickt, um unseren Schwestern und Brüder zu sagen, dass wir den Herrn gesehen haben."
Stunde der Verkündigung
An Ostern komme die Stunde der Verkündigung, auch wenn Ostern nicht allein mit Worten zu verkünden sei. "Wohl aber sind wir eingeladen, mit unserem Leben Zeugnis zu geben", sagt der Kardinal. Das bedeute vor allem, als österliche Menschen, also im "Lebenswasser der Liebe" zu leben versuchen.
Denn die Liebe sei das deutlichste Erkennungszeichen von Ostern. "Die Liebe eröffnet Zukunft, weil sie stärker ist als der Tod." Diese Botschaft enthalte Hoffnung und sei Zukunft. Den Menschen, die - wie Maria von Magdala – immer wieder Grund zum Weinen hätten, dürften die Gläubigen die tröstliche Botschaft überbringen, dass auch sie vom auferstandenen Herrn persönlich beim Namen gerufen sind.