Predigten

"Freut Euch!" - Aber wie?

"Freut Euch!" So heißt es am dritten Adventssonntag in der Lesung. Der Imperativ, dieser Befehl zur Freude, sei nichts, das einfach angeordnet und befohlen werden kann. Darauf hat Domdechant Robert Kleine in seiner Predigt hingewiesen. "Sich auf Befehl richtig zu freuen ist unmöglich, so wie man auch auf Befehl niemanden richtig lieben kann", stellte er fest. Anders sei das mit Jubel: Der könne angeordnet werden, etwa "wenn ein Diktator eine Jubeltruppe zu seiner Begrüßung braucht", merkte Kleine an.

"Freude ist etwas, das aus dem Herzen kommt, aus dem Innersten", sagte der Domdechant. Und dazu brauche es einen Grund. Wenn Paulus also sagt: "Freut Euch!" dann sei das mehr als Einladung und weniger als Befehl zu verstehen. "Nach dem Motto: Ich Paulus, ich wünsche mir, dass ihr Euch freut, denn dazu habt ihr wirklich allen Grund."

Freude, die dauert

Die Freude, von der Paulus berichte, sei "tragend" - ohne Auf und Ab, nicht kurzfristig und nicht vergänglich. Das bedeute aber auch: "Sie ist nicht unbedingt immer spürbar und in jedem Augenblick greifbar. Sie kann aber immer wieder neu aufflammen, weil sie auf einem dauerhaften, alles betreffenden Grund beruht und nicht auf einer erfreulichen Einzelheit", erklärte Kleine.

Mit einer solchen Freude könne man darum sogar Ärgernisse aushalten, befand der Domdechant. Es sei eine Einstellung, "die Lustlosigkeit und Null-Bock-Stimmung verscheuchen kann." Paulus ergänze das "Freut Euch" deswegen mit einem "zu jeder Zeit".

Was ist der Grund unserer Freude?

Damit die Freude dauert, müsse auch der Grund dafür dauern; und zwar bis über den Tod hinaus. Dieser Grund sei für Christen ganz klar, so Kleine: "Es ist der Herr selber. Es ist unser Glaube an einen Gott, dem wir nicht egal sind, in dessen Liebe wir aufgehoben sind." Das sei der Grund zur Freude für alle Christen, sagte Kleine.

"Deswegen sagt Paulus auch: Freut Euch jederzeit, im Herrn". Das Wörtchen "im" mache den Unterschied: Es sei keine Freude wegen oder aufgrund Gottes. Durch die Menschwerdung Gottes werde die Beziehung zwischen Gott und Mensch versöhnt und neu.

Christen sollen Freude zeigen

Das sollte uns Christen auszeichnen: "Wir haben eine Zukunft bei Gott, die größer ist als Vergangenheit und Gegenwart, wir kennen die Erlösung." Das gelte es zu zeigen. An dieser Stelle zitierte Kleine den Philosophen Nietzsche: "Ich würde an die Erlösung glauben, wenn die Christen erlöster aussehen würden."

Das bedeute nun nicht, jeder Christ müsse ständig lachend durch die Gegend laufen, betonte Kleine. "Nein, aber es muss einen Grund geben, der uns nicht resignieren lässt angesichts der Nachrichten, die uns tagtäglich aus den Medien entgegenkommen."

Gottesdienst am dritten Adventssonntag

DOMRADIO.DE übertrug am dritten Adventssonntag das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Domdechant Robert Kleine. Es sang der Mädchenchor am Kölner Dom unter der Leitung von Oliver Sperling und Elena Szuczies. An der Orgel: Winfried Bönig

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