So eine Bergtour im Urlaub – das kann etwas Wunderschönes sein. Aber durchaus auch ganz einfach mal so zwischendurch. Zwei Semester meines Studiums habe ich in Freiburg verbringen dürfen. Und da haben wir das öfter mal gemacht. Frühmorgens raus, wenn´s sich ergeben hat, mit der Feier der hl. Messe im Freien gestartet - und dann wurde gewandert.
Echt - da bekommst man den Kopf frei - vom Alltag und auch von den Sorgen. Ein bisschen Abstand wirkt eben wahre Wunder. Und schließlich dann hoch oben auf dem Gipfel wird man einem ganz anderen Blick auf die Welt belohnt. Wie muss da erst der Blick aus dem Himmel auf mein Leben sein? Das habe ich mich schon so manches Mal gefragt.
Und ich glaube: Es tut in der Tat gut, das Leben zwischendurch mal aus dieser Perspektive anzuschauen. Ferientage bieten dazu vielleicht die notwendige Muße. Einfach mal innezuhalten und im Bewusstsein der Gegenwart von Gottes Heiligem Geist auf das eigene Leben blicken. Immerhin hat Gott ja durch den alles erschaffen und erhält durch ihn auch alles am Leben.
Also: Wie geht es mir gerade? Was läuft gut? Und wo läuft es schlecht? Was macht mir Freude? Und: Womit tue ich mich schwer? Wie geht`s eigentlich so mit Gott in meinem Leben? Kommt der da noch vor? Oder ist der was in Vergessenheit geraten? Wo wäre es notwendig, etwas zu ändern? Wie könnte mir Gottes Geist dabei helfen? Wo und wozu könnte der mich gut gebrauchen? Immer in dem Bewusstsein, dass der nicht in erster Linie etwas von mir, sondern immer etwas für mich will.
Aber was sag ich? Probieren geht über Studieren! Wir sollten es ganz einfach mal versuchen. Vielleicht haben Sie ja in diesen Tagen Gelegenheit, mit ein wenig Abstand über sich und Ihr Leben ein wenig nachzusinnen, und sich vielleicht auch zu fragen, was sich Gott und sein Heiliger Geist für Sie und Ihr Leben noch an Schönem und Gutem ausgedacht haben könnte.
Ihr
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln