Himmelhochjauchzend - zu Tode betrübt … zu Tode betrübt - himmelhochjauchzend. Mit dem heutigen Palmsonntag beginnt die heilige Woche, die Karwoche, der Höhepunkt des Jahres für uns Christen. Wer sich mit ganzem Herzen darauf einlässt, der kann gemeinsam mit Jesus in dieser Woche viele Hochs und Tiefs erleben.
Er kann ihm an Palmsonntag beim Einzug in Jerusalem wie einem König zujubeln. Er kann am Gründonnerstag beisammen sitzen mit ihm und den Aposteln, denen er im Rahmen des jüdischen Paschafestes erstmals im Zeichen des Brotes seinen am darauffolgenden Tag am Kreuz geopferten Leib zu essen und sein für uns vergossenes Blut im Zeichen des Weines zu trinken gibt. Er oder auch sie wird dann mit Jesus im Ölgarten wachen und beten. Miterleben wie die Freunde in dieser schweren Stunde einfach nicht für ihn da sind, ihn sogar verraten. Wer sich mit dem Herzen auf all das einlässt, dem wird emotional viel abverlangt.
Es ist nicht einfach, zuzuschauen, wie Jesus ein solch ungerechter Prozess gemacht, wie er unschuldig gefoltert und schließlich qualvoll am Kreuz sterben wird. Die kommende Woche ist fordernd, herausfordernd. Wie bin ich in all dies eingebunden? Wo bin ich hier zu finden? Am Palmsonntag bei denen, die ihm zujubeln? Bei denen, die an seinem Herzen ruhen oder die ihn verraten? Bei denen, die fast gleichmütig schlafen? Die feige weglaufen, um sich in Sicherheit zu bringen und ihn nicht mehr kennen wollen? Bei Simon von Cyrene? Um ihm das Kreuz tragen zu helfen? Oder bei Veronika, um ihm als Zeichen meines Mitgefühls ein Schweißtuch zu reichen?
Wer in dieser Woche bewusst den Weg mit Jesus mitgeht, wird Vieles über sich selbst und die Abgründe seines Herzens erfahren - und am kommenden Sonntag dann aber auch die große Erleichterung und grenzenlose Freude der Jünger über die Auferstehung Jesu von den Toten. In diesem Sinne einen guten Weg...
Ihr
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln