"Davon bin ich überzeugt: Je tiefer wir eindringen in die Geheimnisse unseres Glaubens, je mehr die unser Leben bestimmen, desto heilsamer ist das für uns. Vielleicht kann man sogar sagen: Der Glaube hat eine heilende Wirkung – auf meine Seele, auf zwischenmenschliche Beziehungen und auf den Umgang mit der Schöpfung. Allen voran natürlich auf die Freundschaft mit Gott.
Es macht eben einen Unterschied, ob ich glaube, dass Gott mich liebt oder nicht. Es macht einen Unterschied, ob ich aus dieser Liebe lebe, und mir bewusst werde, was das für mein Leben und Handeln bedeutet. Nicht immer fällt‘s dabei leicht, dem ganzen Glauben der Kirche zuzustimmen. Da kann‘s hilfreich sein, einfach mal so weit mitzugehen, wie man kann. Kleine Schritte machen. Sich das Herz von Gott öffnen lassen, darum bitten und manchmal ganz langsam zu einem tieferen, vielleicht sogar neuen Verständnis des alten Glaubens der Kirche zu kommen.
Die Ökumene funktioniert in gewisser Weise ganz ähnlich. Auch da schauen wir, wie weit wir mitgehen können mit den Überzeugungen der anderen und wie weit uns das gemeinsame Gebet trägt. Manchmal eröffnet sich auch da ein tieferes, vielleicht sogar neues Verständnis unseres alten Glaubens. Und das führt in eine tiefere Gemeinschaft.
Diese Woche begehen wir die Gebetswoche für die Einheit der Christen. Vielleicht eine schöne Gelegenheit, eine der vielen Aktionen mitzumachen, gemeinsam zu beten und kleine Schritte hin auf die größere Einheit miteinander zu tun. Vielleicht finden Sie ja einen Moment dafür."
Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln
