Wochenimpuls

Impuls der Woche von Kardinal Woelki - Die schönste Gemeinschaft

Wie geht es uns eigentlich mit der Kirche? Ich stelle diese Frage, weil heute nicht wenige an ihr leiden. Wie also geht es uns mit der Kirche?
D.h. doch auch: Wie geht es uns mit uns selbst? Denn wir sind doch die Kirche. Aber wir sind nicht die ganze Kirche. Christus gehört auch dazu. Er ist sogar ihr Haupt. Und sie ist sein Leib. Noch mehr: Der dreifaltige Gott gehört zur Kirche. Ohne ihn ist sie nicht denkbar. Denn die Kirche ist die Gemeinschaft der Menschen mit dem dreifaltigen Gott. Und sie hat Teil an der Gemeinschaft des dreifaltigen Gottes.
Weil das so ist, muss sich in unserem Umgehen miteinander die Gemeinschaft der göttlichen Personen widerspiegeln. Wie Vater, Sohn und Heiliger Geist miteinander umgehen, so müssen auch wir miteinander umgehen. In Gott lebt keiner allein, handelt keiner allein.
Die göttlichen Personen haben alles gemeinsam: ihr Erkennen und Wollen, ihre Macht, ihre Ehre und ihr Glück. Und sie brauchen einander. Jeder ist auf seine Weise am gemeinsamen Tun beteiligt. So entsteht die schönste Gemeinschaft, die es gibt: die göttliche Dreifaltigkeit.
An ihr haben wir teil, und diese Gemeinschaft sollen wir in der Kirche widerspiegeln. Dies geschieht dadurch, dass wir miteinander umgehen, wie Gott mit sich umgeht. Das bedeutet, dass auch wir nicht beziehungslos nebeneinanderher oder gar gegeneinander leben dürfen, sondern aufeinander zugehen müssen, um füreinander da zu sein und miteinander kirchliche Gemeinschaft zu gestalten. Auch wir brauchen einander.
Nur miteinander können wir Kirche sein und Jesu Auftrag in und an der Welt erfüllen. Dieses kirchliche Miteinander wird uns nur gelingen, wenn wir es mit Jesus tun, so wie auch er alles mit dem Vater getan hat. Richtschnur ist uns dabei sein eigenes Verhalten zu uns, wie er es uns selbst geboten hat: „Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben (Joh 13,34).
Das wäre wohl die Haltung und Praxis, auf deren Grundlage wir eine wachsende, missionarische Kirche werden könnten. Denn dort wären wir wohl zuhause und könnten uns wohl und willkommen fühlen.

Ihr
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln

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