Wochenimpuls

Impuls der Woche von Kardinal Woelki - Ein gesegnetes Neues Jahr

Menschen sehnen sich nach Segen. Für viele ist die Gesundheit so ein Segen. Manchmal ist der Freund zur rechten Zeit ein Segen. "Dich schickt der Himmel", heißt es dann. Die Liebe ist ein Segen, die Familie, die Beziehungen, die Freundschaften, in denen wir leben. Der biblische Glaube ist geprägt von der Überzeugung: Alles Leben ist von Gott gewollt und daher von ihm - im Ursinn des Wortes - gesegnet, also gut geheißen. Das lateinische Wort für segnen ist bene dicere, auf Deutsch: Gutes sagen. Für die Menschen der Bibel war der Segen so vertraut wie für uns der Guten-Tag-Gruß. Sie hatten in ihrer wechselvollen Geschichte erfahren: Der Mensch braucht mehr als das tägliche Brot und den Wein für das Fest, mehr als Sonne und Regen. Das Wohlwollen Gottes und das Wohlwollen der Menschen waren ihnen mindestens ebenso wichtig. Oder sogar das Entscheidende, damit ihr Leben gelingen konnte. Menschen bitten um den Segen. Fast wie ein scheues sich Sehnen nach einem Hauch von Heil klingt das. Jesus hat die Segenszusage Gottes bekräftigt: "Ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung der Welt" (Mt 28, 20). Alle Tage, d.h.: In guten wie in schlechten Zeiten, in Freude und Trauer, in Verzweiflung und Schuld. Gott lässt niemanden allein. Diese Zusage Gottes rufe ich mir in Erinnerung, wenn ich um seinen Segen bitte für mich und für alle, die zu mir gehören. Denn gut geheißen zu sein, gesegnet zu sein, bedeutet: Neues kann entstehen, Ungeahntes, sogar Großartiges. Gottes Segen ermöglicht Heilendes und Heiliges. Was wird es bringen, das neue Jahr? Wir wissen es nicht. Und das ist gut so. Kein Mensch wäre glücklicher, würde er wissen, was ihn 2025 erwartet. Eines jedoch weiß ich: Gott begleitet uns immer und überall mit seinem Segen. Das ver-spreche ich Ihnen für ein ganzes neues Jahr.

Ihr
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln

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