Gleich bei mir auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich das Herz der Berufungspastoral unseres Erzbistums. Gegenüber vom Garten des Priesterseminars liegt eine kleine, unscheinbare Kapelle. Es ist die Kapelle des Maternushauses. Seit 1999 wird hier rund um die Uhr gebetet – 24/7 für geistliche Berufe, für Seelsorgerinnen und Seelsorger, vor allem um Priester nach dem Herzen Jesu. Tag und Nacht. Immer ist jemand da. Mal mehr allein, mal in Gemeinschaft.
Aber nicht nur hier wird für Berufungen gebetet. Im ganzen Erzbistum und darüber hinaus gibt es solche engagierten Beter. Mittlerweile mehr als 2.000. Seit 2018 unterstützt sie eine Stiftung, die Rogamus-Stiftung. Seit 2023 auch der Rogamus-Verein. Mehrmals im Jahr ernten wir im Dom die Frucht dieses Gebets. Viele tolle und inspirierende Menschen stellen sich dann dort in den Dienst Gottes und seiner Kirche. Religionslehrerinnen und -lehrer, Pastoralreferentinnen und -referenten, Priester und Diakone. Etwas seltener, aber umso spannender: geweihte Jungfrauen und Eremitinnen und Eremiten.
Es gibt so viele verschiedene Wege, für und mit Gott zu leben und zu arbeiten. All diese Berufungen und noch weitere mehr werden im Gebet durch die Rogamus-Gebetsgemeinschaft unterstützt und begleitet. Und heute - am Weltgebetstag um Geistliche Berufungen - möchte ich dafür Danke sagen. Den Menschen, die sich in den Dienst Christi stellen. Heute vor allem aber auch mal den vielen Beterinnen und Betern. In aller Regel vollziehen sie ihren Gebetsdienst im Verborgenen. Ihr kontinuierliches Gebet für Berufungen wird häufig unterschätzt. Dabei fordert der Herr uns alle dazu auf: "Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Bittet also den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden!" (Lk 10,2). Dieses Wort des Herrn wollen wir uns zumindest heute - am Weltgebetstag für geistliche Berufungen - zu Herzen nehmen, und die Beterinnen und Beter der Rogamus-Stiftung mit unserem Gebet in diesem Anliegen unterstützen.
Ihr
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln