Generalvikar Dominik Meiering hat sich in seiner Predigt dem ersten Welttag der Armen gewidmet. In einer eindringlichen Botschaft habe sich Papst Franziskus an alle gewendet, die Augen für die Realität der Armut zu öffnen, sagte Meiering. Die Begegnung mit den Armen sei nicht einseitig. Stattdessen könnten die Armen auch Lehrmeister sein, die helfen, den Glauben konsequenter zu leben.
In der Erwartung der Veränderung
Wichtig sei es, sich dem Blick der Armen zu stellen. "Ertragen wir die Wahrheit? Oder ist es nicht so, dass wir in der Gefahr stehen, am Ende die Armen noch ärmer zu machen, indem wir Ihnen zum Beispiel vorenthalten, ihre Familien zu sich zu holen, nachdem sie in der Flucht schon genug Armut erleben mussten?"
Der Wohlhabende lebe im Gefühl einer scheinbaren Unendlichkeit. Es gehe immer irgendwie weiter von Erfolg zu Erfolg, von Gewinn zu Gewinn. Alles sei wohl geordnet und deshalb müsse alles daran gesetzt werden den Status Quo zu erhalten. "Der Arme hingegen - und von ihm können wir lernen - lebt in der Erwartung der Veränderung, oft auf eine entscheidende Wende in seinem Leben, auf eine Verbesserung seiner Lage."
"Wie unabhängig sind wir?"
Meiering sagte weiter: "Wir müssen uns noch fragen: Wer bestimmt eigentlich über mein Leben, wonach richte ich mein Leben aus. wer gibt den Takt vor?" Natürlich wünschten sich die Menschen ein selbstbestimmtes und autonomes Leben möglichst bis zum Tod. Alles selber entscheiden, alles selbst bestimmen, das sei wünschens- und erstrebenswert. "Aber mal ehrlich: Wie unabhängig sind wir denn eigentlich in Wirklichkeit? Nicht wenige werden durch das, was sich im Alltag ereignet doch viel mehr bestimmt, als dass sie ihr Leben selbst bestimmen und nicht weniger werden gelebt anstatt zu leben."
"Die Armen als Ressource"
Weihbischof Ansgar Puff verwies auch auf den Welttag der Armen. "Vor einem Jahr hatte Papst Franziskus die Wohnungslosen aus ganz Europa zu sich nach Rom eingeladen. Er wollte mit ihnen zusammen den Abschluss des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit feiern. Damals waren auch einige aus unserer Diözese dabei, die ich auch heute hier in der Kirche begrüßen darf."
Weihbischof Puff sagte weiter: "Es entstand die Idee einen Tag zu suchen, an dem jedes Jahr an die Armen gedacht werden kann - ein Welttag der Armen. Zum ersten Mal feiert die Kirche in der ganzen Welt heute diesen Tag. Und so darf ich Sie alle herzlich begrüßen zu diesem Festtag, an dem wir darüber nachdenken wollen, dass die Armen kein Problem sind, sondern - wie der Papst sagt - eine Ressource, die uns hilft besser, das Evangelium zu verstehen."
domradio.de übertrug im Internet-TV am dreiunddreißigsten Sonntag im Jahreskreis und am Welttag der Armen das Pontifikalamt aus dem Kölner Dom mit Generalvikar Dominik Meiering und Weibischof Ansgar Puff.