Wochenimpuls: Impuls der Woche von Kardinal Woelki

Sublimus Deus - Baustein zum Grundgesetz

"Es gehört zur Grundüberzeugung der Kirche, dass ein jeder Mensch das Recht hat, das Evangelium kennenzulernen. Für uns Christen ist dies quasi ein Gebot der Nächstenliebe. Warum? Ganz einfach: Weil wir der Überzeugung sind, dass der christliche Glaube wirklich jedem Menschen Glück und Erlösung bringen wird – so er sich denn darauf einlässt. 

Das sehen Sie anders? Das ist ok. Das können Sie tun. Denn es gehört ebenso zu unseren Überzeugungen, dass man niemanden zu diesem Glück zwingen darf. Ich weiß: Das haben in der Geschichte der Kirche nicht immer alle so gesehen. 

Gerade zu der Zeit, in der christliche Missionare nach Amerika aufbrachen, wurden viele Menschen versklavt, zwangsmissioniert und mussten unter unmenschlichen Bedingungen leben. Wirklich fürchterlich! 

Deshalb möchte ich heute an ein päpstliches Dokument erinnern. Es trägt den Namen „Sublimis Deus“. In diesen Tagen feiert es nämlich sein Jubiläum. Denn am 2. Juni 1537 – also vor fast 500 Jahren – verbietet Papst Paul III. in ihm die Sklaverei. Er betont darin, dass ein jeder Mensch Abbild Gottes ist und ein Recht auf Freiheit und Eigentum hat. 

Damit steht er in der Reihe einer langen Debatte um die Menschenwürde, die Basis für die Menschenrechte und letztendlich auch für unser Grundgesetzt ist, dessen 75-jähriges Jubiläum wir gerade gefeiert haben. Dass in diesem unserem Grundgesetz Menschenwürde und Menschen- sowie Freiheitsrechte garantiert werden – dafür bin ich von Herzen dankbar.

Ihr
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln"

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