Während wir Rheinländer bereits mitten im Karneval stecken, gibt es in der Kirche an diesem Sonntag noch mal einen Nachschlag zu Weihnachten. Wir feiern das Fest der Darstellung des Herrn oder wie es im Volksmund heißt: Maria Lichtmess.
40 Tage nach Weihnachten pilgern Maria und Josef zusammen mit Jesus zum Tempel nach Jerusalem. Sie halten sich an die althergebrachten, jüdischen Gesetze, an die vom Gesetz des Mose vorgeschriebene Reinigung Mariens und der Heiligung ihres Erstgeborenen. Das scheinbar Normale, dass Maria und Josef hier ihrem jüdischen Glauben entsprechend zu leben versuchen, wird allerdings durchbrochen. Denn im Tempel begegnen sie dem vom Heiligen Geist erfüllten Simeon. Der hat sein ganzes langes Leben lang voller Hoffnung den Messias erwartet und sein ganzes Dasein auf diesen hin ausgerichtet hat.
Er steht da – stellvertretend für uns und die Sehnsucht unseres Herzens: für die Sehnsucht nach Rettung, nach Liebe, nach Geborgenheit, für die Sehnsucht nach der Begegnung mit Gott, der Sehnsucht, von ihm geliebt zu sein und Gemeinschaft mit ihm zu haben. Häufig liegt diese unsere Sehnsucht nach Geborgenheit bei Gott jedoch unter vielen alltäglichen Sorgen begraben. Manchmal sind wir auch einfach nur zu satt.
Simeon ist es gelungen, seine Sehnsucht wachzuhalten. Er kann deshalb auch erkennen: Das ist es, was ich immer schon ersehnt habe und wollte. Er findet, wonach er gesucht hat: Den menschgewordenen Sohn Gottes, der als Gottes Licht, als Gottes Heil und Gottes Liebe in die Welt und damit in unser Leben kommt. Und allein dadurch wird unser Leben – wie bei Simeon – zu einem wahren Leben.
Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln