Die Werke stammen demnach aus der Erbauungszeit des ottonischen Doms und reichen ins erste Jahrzehnt des 11. Jahrhunderts zurück. "Mit diesem Bilderzyklus ist das älteste Zeugnis für die Ausmalung einer frühmittelalterlichen Bischofskirche nördlich der Alpen bekannt geworden", so die Diözese.
Die Wandbilder waren erstmals in den 1930er Jahren freigelegt worden, jedoch ohne ihr Alter und ihre Bedeutung zu erkennen. Bei Restaurierungen am Dachstuhl sei man dann 2009 auf Wandmalereien aus der Bauzeit des Domes gestoßen, was ein neues Licht auf die älteren Entdeckungen im Querhaus geworfen habe. Nun habe ein Restaurierungs- und Bauforschungsteam unter Leitung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege die Malereien erstmalig untersucht, dokumentiert, gereinigt und gesichert. Im Dachraum des Doms sollen weitere Untersuchungen erfolgen.
Bilder unterschiedlich gut erhalten
"Trotz der stark in Mitleidenschaft gezogenen Farbflächen konnten zwei Szenen sowie Reste einer dritten identifiziert werden", teilte das Bistum mit. Erhalten habe sich an der Ostwand die Hinrichtungsszene mit einem thronenden Herodes und der Enthauptung des Täufers sowie an der Westwand dessen Grablegung. Die vermutlich an der Südwand angebrachten Szenen der Geburt und Namensgebung Johannes des Täufers seien wohl bereits Mitte des 14. Jahrhunderts beim Bau des gotischen Südfensters zerstört worden.
Kunsthistorisch weist das Dekorationssystem laut Mitteilung große Ähnlichkeiten zu der auf der Unesco-Welterbe-Liste stehenden Georgskirche in Oberzell auf der Bodenseeinsel Reichenau auf. Der Leiter des Denkmalpflegeamtes, Mathias Pfeil, sagte, es handle sich bei den Malereien um den neben Oberzell flächenmäßig größten bekannten Zyklus aus der Zeit um 1000 im deutschen Sprachraum.
Domkapitular Armin Zürn, Summus Custos ("Oberster Wächter") des Doms, ergänzte, die neuen Erkenntnisse seien ein "Nachweis für die großartige Gestaltung dieses geistlichen Ortes durch die Jahrhunderte".