"Pastoral ist Nächstenpflicht", sagte Meier am Samstag bei einem Gottesdienst in Kempten im Allgäu. "Seelsorge aber kann in diesem Sinne nicht reduziert werden auf die institutionelle Aufgabe der Kirchen und ihrer Pfarrer." Es wäre die Preisgabe des Christentums, Seelsorge an Organisationen zu delegieren, wie Meier ergänzte.
"Amtliche Seelsorge ist wichtig, sie braucht auch eine offizielle Mission oder Weihe vonseiten der Kirche. Daran rüttle ich nicht", fügte der Bischof an. Auch seien Organisation und Struktur nötig. "Aber unsere Programme dürfen kein Alibi sein für mangelndes Engagement des Einzelnen. Sie, liebe Schwestern und Brüder, sind füreinander verantwortlich!"
Erinnerung an die vier Koordinaten der Kirche
Auch unter den Frauen und Männer im pastoralen Dienst gebe es solche, "die müde sind und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben", so Meier. Daher stünden die Priesterseelsorge und die Pastoral für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf seiner Prioritätenliste ganz oben. Weiter sagte er: "Gerade uns Katholiken hat man oft den Vorwurf gemacht, wir gingen den Problemen unserer Mitmenschen aus dem Weg und vertrösteten sie mit frommen Sprüchen aufs Jenseits." Um diesen Einwand zu entkräften, müsse man sich den Nächsten wirklich stellen und "ihnen in die Augen schauen, ihnen dadurch Ansehen schenken".
"Als Kirche", betonte der Bischof zudem, "sind wir nur dort glaubwürdig, wo wir das Erbarmen und die Güte Gottes verkündigen und gewähren; wo wir uns als Christen wieder bewusst werden, dass auch wir das Heil nicht gepachtet haben, sondern auf Gottes Erbarmen angewiesen sind." In diesem Zusammenhang sei die regelmäßige Beichte wichtig. Meier verwies auf die von Papst Franziskus genannten "vier Koordinaten der Kirche: das Hören auf die Lehre der Apostel, die Bewahrung der Gemeinschaft, das Brechen des Brotes und das Gebet".