"Ihr seht fantastisch aus." Die Freude steht Bischof Franz-Josef Bode ins Gesicht geschrieben. Er blickt von der Bühne auf rund 2.000 als Heilige Drei Könige verkleidete Kinder, die sich an diesem Samstag zur Eröffnung der bundesweiten Aktion Dreikönigssingen vor dem Osnabrücker Dom versammelt haben.
Neben ihm stehen der Präsident des Kindermissionswerks "Die Sternsinger", Dirk Bingener, und der Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Thomas Andonie, die den Tag und die kommende Aktion mit organisiert haben. Zusammen wollen sie den Kindern vermitteln, dass ihr Engagement wichtig ist. Frieden sei eines der wichtigsten Themen in der heute so zerrissenen Welt, sagt der Bischof. Die Sternsinger setzten mit ihrem Einsatz für Kinder im Libanon "ein Zeichen, das man nicht übersehen kann".
300.000 Sternsinger ziehen von Haus zu Haus
Die Aktion findet zum 62. Mal statt. Sie steht diesmal unter dem Motto "Segen bringen. Segen sein. Frieden! Im Libanon und weltweit". Rund um das Dreikönigsfest am 6. Januar werden in ganz Deutschland etwa 300.000 Mädchen und Jungen als Sternsinger von Haus zu Haus ziehen und Spenden für Hilfsprojekte in dem von der Flüchtlingskrise unmittelbar betroffenen Land sammeln.
Ihre Aufgabe für die kommenden Tagen haben die Kinder und Jugendlichen längst verinnerlicht. Am Sternsingen finde sie gut, "dass man anderen Kindern helfen kann, die es nicht so gut haben", formuliert es die zwölfjährige Nia. Seit vier Jahren ist sie dabei und liegt damit im Trend. Weit mehr als die Hälfte der auf dem Domplatz versammelten Kinder hebt die Hand bei der Frage, wer nicht das erste Mal beim Dreikönigssingen mitmacht.
Etwa 1.600 der Sternsinger im Alter zwischen 6 und 15 Jahren und ihre rund 500 erwachsenen Begleiter kommen aus dem Bistum Osnabrück. Der Rest von weiter her. "Wir fahren seit zehn Jahren zu jeder Eröffnung", erklärt eine Mutter. Die Gruppe aus neun Kindern und drei Erwachsenen aus Alken an der Mosel im Bistum Trier ist bereits am Vortag angereist. Andere kommen aus den Diözesen Aachen, Essen und Mainz, sogar aus Rottenburg-Stuttgart. Sie alle haben sich mit roten, blauen oder goldenen Umhängen samt Krone und Stern herausgeputzt.
Eine Paderborner Truppe hat sogar ein Zwei-Mann-Kamel dabei und erhält einen Extra-Applaus. Viele Wochen Arbeit steckt in dem Kostüm.
Bühnenprogramm, Workshops, Gottesdienste
Und es hält warm. Denn bei minus vier Grad reichen heute gute Worte vom Bischof nicht aus, um die Motivation hoch zu halten. Das schafft aber "Randale", eine Rockgruppe für Kinder aus Bielefeld. "Ich will euch hüpfen sehen", gibt der Frontmann die Losung aus. Beim Bären-Punksong "Panda Peter" tobt das Publikum.
Der Tag hier soll auch ein Dankeschön an die Kinder sein, hebt Bingener hervor. Es gehe nicht nur um eine feierliche Aussendung der Sternsinger, sondern auch darum, Wertschätzung auszudrücken und die Kinder für weiteres Engagement in den kommenden Jahren zu motivieren. Deshalb ist nach dem Bühnenprogramm auch längst noch nicht Schluss.
In nahe gelegenen Schulen und Hallen werden Workshops angeboten: Basteln, Singen und Theaterspielen steht auf dem Programm. Den größten Zulauf mit fast 800 Teilnehmern hat ein Trommelkurs zu afrikanischen Rhythmen, bei dem auch Bischof Bode mitmacht.
Manch ein City-Bummler auf Geschenkeumtausch-Tour reibt sich dann am Nachmittag verwundert die Augen, als die 2.000 Sternsinger vom Dom durch die Innenstadt zum Historischen Rathaus ziehen. Hier, wo 1648 der Dreißigjährige Krieg mit dem Westfälischen Frieden beendet wurde, werden sie von Oberbürgermeister Wolfgang Griesert (CDU) begrüßt.
Weltweit größtes Solidaritätsaktion von Kindern
Den Abschluss des Tages bilden dann Gottesdienste in vier Kirchen. Beim größten davon im Dom erinnert Bischof Bode noch einmal an die Not im Libanon, wo nach Schätzungen eine Million Flüchtlinge aus Syrien leben. "An die Menschen dort denken wir heute besonders, an die Kinder dort in ihrer Angst, an die Kinder auf der Flucht, Kinder in Lagern, oft ohne Schule und Bildung." Sie benötigten dringend die Hilfe der Sternsinger in diesen Tagen. Und Bode sagt Danke: "Ihr seid wirklich Könige und Königinnen, die Segen sind und Segen bringen."
Im Fokus der Hilfsprojekte stehe auch die Begegnung der verschiedenen Kulturen und Religionen, so Bingener. Dabei solle die "Vielfalt als Reichtum" erfahrbar werden. Darüber hinaus würden mit dem Geld weitere rund 1.800 Partnerprojekte in über 100 Ländern unterstützt.
Träger des Dreikönigssingens sind das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und der BDKJ als Dachverband vieler katholischer Jugendorganisationen. Seit 1959 hat sich das Sternsingen zur weltweit größten Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder entwickelt. Seitdem wurden rund 1,14 Milliarden Euro gesammelt für mehr als 74.000 Projekte in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa. Bei der vergangenen Aktion kamen 50,2 Millionen Euro zusammen.
Von Johannes Schönwälder