202 antisemitische Vorfälle nach Hamas-Angriff

Meist israelbezogener Antisemitismus

In der Woche nach dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel hat es einen sprunghaften Anstieg antisemitischer Vorfälle in Deutschland gegeben. Zwischen dem 7. Oktober und 15. Oktober gab es 202 Taten dieser Art.

Symbolbild für Antisemitismus / © Daniel Reinhardt (dpa)
Symbolbild für Antisemitismus / © Daniel Reinhardt ( dpa )

Das teilte der Bundesverband der Recherche und Informationsstellen Antisemitismus (Rias) am Mittwoch in Berlin mit. Es waren rund dreieinhalb mal so viele wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Vorfälle an den vergangenen Tagen seien noch nicht dokumentiert.

91 Prozent der Fälle betrafen israelbezogenen Antisemitismus

Nach Rias-Angaben betrafen 91 Prozent der Fälle israelbezogenen Antisemitismus. Dabei sei etwa bei Veranstaltungen Israel die Schuld an den Massakern gegeben, antisemitischer Terror legitimiert und der Staat dämonisiert und delegitimiert worden.

In 21 Fällen seien Kundgebungen und Schweigeminuten gestört worden. Außer zu Rufen und Beleidigungen sei es auch zu einer Bedrohung und sechs Angriffen gekommen. Israelflaggen an öffentlichen Gebäuden seien in 33 Fällen beschädigt oder entwendet worden.

Wohnhäuser wurden mit Davidsternen beschmiert

In der vergangenen Woche erfassten die Rias-Meldestellen überdies 15 antisemitische Vorfälle im Wohnumfeld von Betroffenen. So seien Wohnhäuser mit Davidsternen beschmiert worden. Solche Markierungen erinnerten an die Kennzeichnung von Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus und seien für Betroffene besonders verunsichernd. 

Antisemitismus

Antisemitismus nennt man die offen propagierte Abneigung und Feindschaft gegenüber Juden als Volksgruppe oder als Religionsgemeinschaft. Der Begriff wird seit dem 19. Jahrhundert gebraucht, oft als Synonym für eine allgemeine Judenfeindlichkeit. Im Mittelalter wurden Juden für den Kreuzestod Jesu verantwortlich gemacht und als "Gottesmörder" beschuldigt. Während der Kreuzzüge entlud sich die Feindschaft in mörderischen Ausschreitungen, Vertreibungen und Zwangsbekehrungen.

Teilnehmende einer Demonstration zur Solidarität mit Israel / © Michael Kappeler (dpa)
Teilnehmende einer Demonstration zur Solidarität mit Israel / © Michael Kappeler ( dpa )
Quelle:
KNA