2025 wird ein wichtiges Jahr für die weltweite Christenheit. Gefeiert wird das 1.700-Jahr-Jubiläum des Ersten Ökumenischen Konzils in Nizäa. Die Versammlung begann wahrscheinlich im Mai des Jahres 325 und war wegweisend für die Entwicklung des Christentums. Sie sollte theologischen Streit beilegen und die Einheit der Kirche fördern. Das Treffen behandelte zudem wichtige Fragen wie die Festlegung des Osterdatums. Seit dem Konzil kommen Bischöfe zusammen, um Glaubensfragen zu klären. Es gilt als die erste ökumenische Debatte der frühen christlichen Kirche.
Auf dem Konzil ging es in der Hauptsache um die theologische Auseinandersetzung über die Natur Jesu Christi und seine Beziehung zu Gott, dem Vater: Ist Jesus ein von Gott geschaffenes Wesen und dem Vater untergeordnet, oder sind Vater, Sohn und Heiliger Geist gleichrangig? Um den Kirchenfrieden herzustellen, berief Kaiser Konstantin der Große, der sich erst auf dem Totenbett taufen ließ, im Jahr 325 die Bischöfe seines gesamten Reichs zu einem Konzil in das kleine Städtchen Nizäa, das heute in der Türkei südlich von Istanbul liegt. Am 20. Mai soll Konstantin die Synode persönlich eröffnet haben.
Zum ersten mal nicht mehr verfolgt
Für die Kirche war es nach den letzten schweren Christenverfolgungen unter Kaiser Diokletian eine neue Situation. "Zum ersten Mal in ihrer Geschichte war die Kirche im Römischen Reich nicht mehr die verfolgte, sondern die offiziell geduldete und anerkannte, ja in manchem schon geförderte Religion", bilanzierte der renommierte evangelische Kirchenhistoriker Bernhard Lohse (1928-1997). Die Teilnehmer reisten zum Konzil mit staatlichen Verkehrsmitteln, die für höhere Staatsbeamte vorgesehen waren. Sie wohnten vermutlich in Nizäa im Palast des Kaisers.
Den Kirchenfrieden konnte das Konzil allerdings nicht wiederherstellen. Im Gegenteil: Es wurde eher die Saat zu neuem Hader gelegt, der Streit ging weiter, kommentieren Historiker. Dennoch gilt das legendäre Konzil der "318 Väter" - wahrscheinlich waren wohl eher um die 200 Bischöfe anwesend - als Grundlage aller weiteren Lehrentscheidungen in der alten Kirche.
Streit um den richtigen Termin
Bereits seit den ersten christlichen Jahrhunderten stritten die Christen um den richtigen Ostertermin. Das Konzil von Nizäa beendete im Jahr 325 zunächst die Zwistigkeiten und legte die Normen zur Bestimmung des Datums fest. Danach fällt Ostern - vereinfacht gesagt - auf den Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühjahrsanfang. Doch seit dem 16. Jahrhundert begeht die orthodox-östliche und westliche Christenheit aufgrund unterschiedlicher Kalenderberechnungen das Osterfest in der Regel nicht am gleichen Datum.
Seit Jahrzehnten gibt es Pläne der Weltkirchen, das zu ändern. Orthodoxie, Katholizismus und Protestantismus - die drei großen Konfessionsfamilien - wollten wenigstens in diesem Punkt Einigkeit untereinander erreichen. Alle Anstrengungen blieben allerdings bisher ohne Erfolg.
Im Jubiläumsjahr von Nizäa wird das Osterfest zufällig wieder zeitgleich in den Ost- und Westkirchen gefeiert, am 20. April 2025. Das wird als Chance für die Ökumene gewertet. Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) ermutigte ihre Mitgliedskirchen dazu, das gemeinsame Osterdatum als Möglichkeit zu sehen, "weitere Schritte hin zu einem gemeinsamen Osterdatum aller Christinnen und Christen zu unternehmen".
Grundstein für das Glaubensbekenntnis
Das Konzil von Nizäa legte auch den Grundstein für das heute in fast allen christlichen Kirchen anerkannte Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel von 381, obwohl die genaue Entstehungsgeschichte nicht abschließend geklärt ist. Das Bekenntnis können fast alle Christen gemeinsam sprechen. Daher wird im Jubiläumsjahr 2025 auch an diesen Text erinnert. Die ACK ruft die Kirchen dazu auf, das Glaubensbekenntnis in seiner ökumenischen Version regelmäßiger gemeinsam zu beten und sich der Verbundenheit weltweit bewusst zu werden.
Als die Teilnehmer des Konzils 325 zusammenkamen, sei es neben sehr weltlichen Machtfragen auch um existenzielle Fragen gläubiger Existenz gegangen, erklärt der Moderator des Weltkirchenrates, der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und frühere bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm: "Mit der Einigung auf das gemeinsame Glaubensbekenntnis gelang es, wesentliche Teile der christlichen Welt in einer Kirche zusammenzuhalten."
Anlässlich des Jubiläums plant der Weltkirchenrat ein Jahr voller Aktivitäten mit Mitgliedskirchen, anderen Kirchen, weltweiten christlichen Gemeinschaften, nationalen und regionalen Organisationen sowie theologischen und ökumenischen Einrichtungen. Höhepunkt der soll die 6. Weltkonferenz für Glauben und Kirchenverfassung zum Thema Ökumene vom 24. bis 28. Oktober 2025 in Ägypten werden. Das vorläufig letzte Treffen dieser Art war 1993 im spanischen Santiago de Compostela.