Als Meilenstein in der Aufarbeitung des Völkermords in Ruanda hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die Festnahme des Ruanders Felicien Kabuga bezeichnet. "Es ist beschämend, dass es 26 Jahre gedauert hat, einen der bedeutendsten Hintermänner des Genozids in Ruanda zu fassen. Aber für die Angehörigen der Opfer des Völkermords ist es wichtig, dass Kabuga noch zur Rechenschaft gezogen wird", erklärte GfbV-Direktor Ulrich Delius am Wochenende in Göttingen.
Der Ruander war am Samstagmorgen nach jahrelanger Suche in der Nähe von Paris festgenommen worden, wo er unter falscher Identität lebte, wie die französischen Behörden mitteilten.
Leiter eines Medienkonzerns und der Miliz
Der reiche Geschäftsmann Kabuga hatte die Interahamwe-Miliz aufgebaut, die für einen Großteil der Morde an mindestens 800.000 Tutsi und gemäßigten Hutu in dem Genozid 1994 verantwortlich war.
Als Leiter des in den Genozid verstrickten Radio- und Fernsehsenders RTLM ließ er zu Morden an Tutsi aufrufen. Auch stand er einem Fonds zur nationalen Verteidigung vor, der Gelder für die Finanzierung der berüchtigten Interahamwe-Miliz beschaffte.
Anklage vor dem Internationalen Strafgerichtshof
"Wir hoffen, dass Kabuga trotz seines hohen Alters von 84 Jahren noch strafrechtlich zur Verantwortung gezogen wird. Für den Kampf gegen Straflosigkeit bei Völkermord wäre dies auch für die Täter von heute ein wichtiges Zeichen, dass ihre Verbrechen vor Gericht aufgearbeitet werden", erklärte Delius.
Kabuga gehörte zu den meist gesuchten Kriegsverbrechern weltweit. 2002 hatten die USA eine Belohnung von bis zu 5 Millionen Dollar für Hinweise auf seinen Aufenthaltsort ausgesetzt. Er soll nun vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag angeklagt werden.
1994 hatten radikale Huthus in Ruanda innerhalb von nur hundert Tagen bis zu einer Million Angehörige der Tutsi-Minderheit und moderate Hutu getötet. Viele wurden mit Macheten und Messern buchstäblich zerhackt. 2.500 im Land stationierte Uno-Soldaten blieben weitgehend
untätig. Erst nach hundert Tagen intervenierte Frankreich.