Die vielen Menschen, die mit uns gefeiert haben und die damit verbundenen Begegnungen waren ein großes Geschenk. Die Karmetten sangen wir morgens um 7 Uhr in der Hausgemeinschaft. Es war eine intensive Erfahrung gemeinsamen Betens und Singens, bei der Jede und Jeder ihr / sein Bestes gab. Das Erstaunlichste daran war für mich, dass es sich so herrlich unspektakulär „normal“ anfühlte, obwohl ja eigentlich vom Rahmen her alles neu war. Es gelang verblüffend leicht, das Vertraute ins Neue zu transferieren. Ich hatte befürchtet, dass die „Technik“ und die Abläufe uns viel mehr Energie und Aufmerksamkeit abfordern. Aber es war ganz leicht, einfach „drinnen“ zu sein, zu beten und zu feiern. Sr. Rafaels lange Erfahrung als Zeremoniarin und die Tatsache, dass sich alle – auch unsere Klausurgäste – ganz selbstverständlich einbrachten, haben sicher viel dazu beigetragen.
In der Osternacht war die Lichterprozession auf dem längstmöglichen Weg durch unseren fünfeckigen Kreuzgang so lang, dass die Ersten schon in der Kirche waren, bevor die Letzten am Eingang des Klosters losgelaufen sind. Für das Feuer hatten wir den Parkplatz gesperrt, so dass Sr. Tabita vorab half, Parkplätze die Straße entlang zu finden. Begonnen haben wir mit allen sieben alttestmentlichen Lesungen noch in der Dämmerung. Jan fand passende erläuternde Worte zu diesem gemeinsamen Weg durch die Heilsgeschichte des Volkes Israels, die er in zu Herzen gehenden Orationen aktualisierte. Das Osterfeuer hatten wir in einer Feuerschale von Jan vorbereitet und ich war doch ein wenig stolz darauf, als anschließend das Echo kam, es habe beim Entzünden nicht das geringste Problem gegeben. Die alten Erinnerungen aus der Zeit als Jugendgruppenleiterin lagen also gar ncht so falsch 😉.
Am Karsamstag hatte Sr. Tabita mit einer Nachbarin, die ihre Hilfe angeboten hatte, Speisesaal und Foyer für die Nacht liebevoll schmückt, während ich rund 180 Käsebrötchen und zwei süße Hefebrote gebacken habe. Sr. Rafael hat alles für die Liturgie und den Blumenschmuck in der Kirche vorbereitet und Sr. Josephine hat mit den Gästen u.a. das Haus geputzt und das Refektorium geschmückt. Es war schön, an Ostern alle derzeit verfügbaren 10 Plätze im Refektorium besetzt und geschmückt zu sehen. Auch die gemeinsame Festrekreation war eine Freude.
Nun erstrahlt unsere Kirche in österlichem Glanz und Sr. Benediktas Osterkerze mittendrin. In mir ist immer noch ein Staunen, dass das Ganze so erfahrbar mehr ist als die Summe seiner Teile. Wir fühlen uns alle tief beschenkt und ermutigt.
Zugleich freuen wir uns darauf, dass unsere gemeinsame Erholungszeit in greifbare Nähe gerückt ist. Nach dem Totaleinsatz der letzten mehr als sieben Monate, haben wir alle es wirklich nötig. Deshalb werden wir – abgesehen von den Sonntagsmessen, die einschließlich der anschließenden Begegnung ganz normal weitergehen – vom 1.-16. Mai unser Kloster für BesucherInnen schließen, als „ideorhythmische Gemeinschaft“ leben, dabei so wenig wie nur eben möglich arbeiten und stattdessen auf Fahrrädern oder mit dem 49-Euro-Ticket die täglich schöner aufblühende Umgebung erkunden 😊.
Österliche Grüße von uns allen!