5.000 Menschen bei Trauergottesdienst für Erdbebenopfer in Italien

Bewegender Abschied

Mit einem bewegenden Trauergottesdienst haben am Freitag in L'Aquila rund 5.000 Menschen der Toten des schweren Erdbebens gedacht. Unter ihnen hatten sich 1.600 Hinterbliebene auf dem weitläufigen Kasernenplatz der Finanzpolizei versammelt. Papst Benedikt XVI. entsandte Kardinal-Staatssekretär Tarcisio Bertone und seinen Privatsekretär Georg Gänswein als persönliche Vertreter.

 (DR)

Neben L'Aquilas Erzbischof Giuseppe Molinari nahmen 17 weitere Bischöfe aus den verschiedenen Landesteilen an der Feier teil. Auch Staatspräsident Giorgio Napolitano, Ministerpräsident Silvio Berlusconi und weitere hochrangige Politiker waren in die Abruzzen-Hauptstadt gereist. Während des Gottesdienstes ereignete sich erneut ein leichtes Nachbeben mit der Stärke von 2,5 auf der Richterskala.

Die Trauerfeier vor 205 aufgebahrten Särgen war von bewegenden Szenen geprägt. Viele Trauernde ließen ihren Emotionen freien Lauf, mehrere erlitten Schwächeanfälle und mussten von Helfern betreut werden. Auch Molinari und einige der anwesenden Politiker, darunter Berlusconi, konnten ihre Tränen nicht zurückhalten. Mit Beginn des Gottesdienstes um 11.00 Uhr riefen alle nationalen Flughäfen Mitarbeiter und Passagiere zu einer Schweigeminute auf. Bertone und Molinari segneten die Särge mit Weihwasser und Weihrauch, bevor sie zu ihren Heimatfriedhöfen überführt wurden. Die Gesamtzahl der Todesopfer beträgt nach offiziellen Angaben inzwischen 289. Rettungsmannschaften wollen die Suche nach möglichen Überlebenden noch bis zum kommenden Montag fortsetzen.

Grußbotschaft von Papst Benedikt
Benedikt XVI. sprach den Überlebenden in einer persönlichen Botschaft Trost zu. "Ich fühle mich im Geiste mitten bei euch, um eure Angst zu teilen", hieß es in einem von Gänswein verlesenen Schreiben des Papstes. Er bete für die ewige Ruhe der Toten, die rasche Genesung der Verletzen und den Mut und der Hoffnung aller. Zugleich rief der Papst zu Solidarität und Hilfe auf und sagte die Unterstützung des Heiligen Stuhls, der Pfarreien, Orden und Laiengemeinschaft zu. Bertone, der die Messe im Auftrag des Papstes zelebrierte, ermutigte die Menschen im Katastrophengebiet zum Zusammenhalt und rief dazu auf, den Hinterbliebenen beizustehen.

Auch ein Imam verabschiedete die Toten. Gott habe die Menschen in einer einzigen großen Familie vereint; als solche habe sie jetzt auch die "Tragödie des Todes gemeinsam durchlebt", sagte der Vorsitzende der Union der islamischen Gemeinden und Organisationen in Italien (UCOII), Mohammed Nour Dachan, nach der katholischen Messe. Der Vatikan hatte in Anbetracht der Schwere des Unglücks eine Ausnahme von der liturgischen Ordnung gemacht. Normalerweise hält die katholische Kirche am Karfreitag keine Eucharistiefeiern.