Italien: Ostermessen auch in der Erdbebenregion

Ostern in Zeltstätten

Überschattet von der Erdbebenkatastrophe haben Katholiken in den italienischen Abruzzen das Osterfest begangen. In L'Aquila feierte Erzbischof Giuseppe Molinari am Sonntag die Ostermesse im Hof der Polizeikaserne, auf dem zwei Tage zuvor die Toten des Unglücks mit einem Requiem verabschiedet worden waren. Wie schon am Freitag reiste Ministerpräsident Silvio Berlusconi zu dem Gottesdienst in die schwer beschädigte Abruzzen-Hauptstadt.

 (DR)

Auch in den 32 Zeltstädten um L'Aquila feierten Gläubige Messen zum Gedenken an die Auferstehung Jesu. Die Gottesdienste mussten im Freien stattfinden, weil die Kirchen zerstört sind oder aus Sicherheitsgründen nicht benutzt werden können. Papst Benedikt XVI. hatte auf Bitten von Gemeindepriestern Messgewänder, Kelche und Hostienschalen in das Notstandsgebiet geschickt, da vielfach auch die liturgischen Geräte unter Schutt begraben lieben. Ein katholischer Regionalsender und eine Buchhandlung aus dem norditalienischen Chiavari lieferten Messwein und 10.000 Hostien.

Erzbischof Molinari warnte in seiner Predigt vor «unfruchtbaren Polemiken» über die Verantwortung für das Ausmaß des Unglücks.
Stattdessen sollten die Bürger auf den «Strom der Solidarität» schauen, der aus allen Landesteilen in die Abruzzen komme, sagte der Oberhirte laut dem italienischen Fernsehen. Benedikt XVI. rief in seinen Ostergrüßen auf dem Petersplatz die italienische Nation auf, angesichts der Katastrophe zusammenzustehen. Der auferstandene Christus solle jedem «die Weisheit und den Mut schenken, um gemeinsam am Aufbau einer für die Hoffnung offenen Zukunft weiterzuarbeiten», sagte der Papst.

Unterdessen hat sich die Zahl der Todesopfer seit dem Beben am vorigen Montag auf 294 erhöht. Fernsehberichten zufolge erlag ein 59-Jähriger in einer Klinik in Teramo den Verletzungen, die er bei dem Unglück erlitten hatte. Am Sonntagnachmittag sollten in der Ortschaft Coppito sechs weitere Erdbebenopfer beerdigt werden.