Am Ende einer würdigen Feierstunde im Kölner Dom gab es dann – gewissermaßen als musikalische "Zugabe" – noch einmal Bach. Denn das "Magnificat" des Leipziger Thomaskantor war der ausdrückliche Wunsch von Weihbischof emeritus Dr. Klaus Dick gewesen. Und so entsprach das Vokalensemble Kölner Dom unter der Leitung von Domkapellmeister Eberhard Metternich dieser Bitte und sorgte unter Pauken- und Trompetenklängen mit seiner Darbietung, die der Chor eigens für diesen Anlass einstudiert und als Geschenk der Dommusik deklariert hatte, für einen festlichen Ausklang des Jubiläumsnachmittags.
Die Schönheit dieser Musik stamme aus der Begegnung mit der Wahrheit, zitierte in seinen Dankesworten der Geehrte seinen Freund, Papst Benedikt emeritus, nach dem in die wärmere Kirche ausgelagerten Konzert. Denn mit dem einstigen Theologieprofessor verbindet Dick eine Jahrzehnte alte Freundschaft seit den gemeinsamen Jahren in Bonn, als Studienkollege Joseph Ratzinger zeitgleich beim selben Doktorvater promovierte und später dort Vorlesungen abhielt, während Dick Studentenpfarrer war. "Alles muss Danksagung sein", resümierte der Jubilar im Rückblick auf seinen priesterlichen Dienst vor den dicht gefüllten Zuhörerreihen und fügte hinzu: Wie ließe sich das besser sagen als mit Bach! "Denn schließlich ist das Magnificat von Maria, der Mutter Jesu, die Antwort auf die Gnade, die ihr zuteil wurde."
Woelki: Priestertum ist Gnadengeschenk
Gnade war auch das Stichwort, an dem entlang zuvor Kardinal Woelki in der Pontifikalvesper seinen Dank für den priesterlichen und bischöflichen Dienst des emeritierten Mitbruders entwickelt hatte. Priestersein – erstrecht 65 Jahre lang – sei nicht selbstverständlich, sondern ein Gnadengeschenk Gottes an seine Kirche und die Welt, betonte Woelki. Auch wenn man sich heute mit dem Wort "Gnade" schwer tue, weise es doch mit Blick auf die Heilige Schrift auf ein "höchst personales Geschehen" zwischen Gott und dem Menschen hin. "Alle Gaben Gottes erwachsen aus der Lebenshingabe seines Sohnes am Kreuz. Dessen Ganzhingabe am Kreuz geschieht für uns." So sei jede Gnade, die wir empfangen, eine Frucht dieser persönlichen Zuwendung des Herrn – auch die Berufung zum Priestertum, befand Woelki.
Damals nach dem Zweiten Weltkrieg hätten sich im Priesterseminar unterschiedliche Lebens- und Berufungserfahrungen gekreuzt, erinnerte der Erzbischof an die Zeit Dicks als Seminarist und setzte sie in Beziehung zu Berufungsberichten aus dem Neuen Testament. Was alle diese Geschichten miteinander verbinde, so meinte er, sei das Wort aus dem Johannes-Evangelium: Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. "Da kann einer noch so fromm, gescheit und tüchtig sein – all das macht ihn noch nicht zum Priester." Entscheidend sei sein Bleiben in Christus, das Bleiben in seiner Liebe. Denn ohne ihn gehe nichts, sagte der Kardinal. "Diese Christusfreundschaft, die im Empfang der Priesterweihe Grund gelegt wird, hat das ganze Leben unseres Weihbischofs geprägt. Die ungeteilte Freundschaft mit dem Herrn – das ist seine Lebensform bis in diese Stunde hinein. Sie war auch die Grundlage für die Fruchtbarkeit seines priesterlichen und bischöflichen Wirkens."
Verbindung zu jungen Menschen
Besonders würdigte Woelki, der 2003 als neuer Weihbischof den Pastoralbezirk Ost von Dick übernommen hatte, die Verbindung, die dieser stets zu jungen Menschen pflegt, und seine Rolle als gefragter Ratgeber – auch für die Kardinäle Höffner und Meisner – sowie als begehrter Beichtvater. Bis heute sei er in seinem priesterlichen Dienst, der ein wirklicher Christus- und Freundesdienst sei, nicht müde geworden, sondern lebe vor, „dass wir als Priester immer gebraucht werden, auch dann, wenn unsere Kräfte schwinden und ein äußerer Einsatz in der Seelsorge nicht mehr möglich ist“. Das glaubensstarke Gebet, das geduldige Ertragen von Beschwerden und Leiden des Alters, das Teilnehmen-lassen an der eigenen geistlichen Erfahrung – durch all das leiste Weihbischof Dick der Kirche noch immer einen wertvollen priesterlichen Dienst. Ein herzliches "Vergelt’s Gott" sagte der Erzbischof dem Mitbruder für die Erfüllung der vielen unterschiedlichen Aufgaben, die dieser seit seiner Zeit als Direktor des Collegium Albertinum und den ersten Pfarrerstellen in Bonn und Wuppertal inne gehabt hatte.