Aachener Bischof Dieser erwartet Schließung von Kirchen

"Zu große Schuhe"

Bischof Dieser schließt im Bistum Aachen künftige Kirchenschließungen nicht aus. Das sagte er in einem Zeitungsinterview. Ein Grund sei der "Gläubigenmangel". In Gesprächen sei zu klären, wie Gemeinden zukünftig aussehen könnten.

Helmut Dieser, ernannter Bischof von Aachen, beim ersten Besuch in seinem künftigen Bistum  / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Helmut Dieser, ernannter Bischof von Aachen, beim ersten Besuch in seinem künftigen Bistum / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

"Unsere Schuhe sind viel zu groß geworden; und man läuft nicht gut in zu großen Schuhen", sagte der Aachener Bischof Helmut Dieser im Interview der Düsseldorfer Tageszeitung "Rheinische Post" am Mittwoch. Dieses Thema gehöre in den derzeit laufenden bistumsweiten Gesprächsprozess "Heute bei dir", aber nicht an erster Stelle. Zunächst sei zu klären, auf welche Weise das Bistum eine missionarische diakonische Kirche sein wolle. Erst danach könne es darum gehen, welche Versammlungsräume dafür benötigt würden.

Nach den Worten Diesers gibt es weniger einen Priestermangel, sondern mehr einen "Gläubigenmangel". Es gebe "überalterte Gemeinden, die vielleicht nur noch zehn oder 20 Jahre bestehen werden". Das Bistum müsse sich in dem Gesprächsprozess fragen, wie die Kirche verkündigungsfähig bleibe. "Wenn wir neue Formen haben, wie Gemeinde und Gemeinschaft im Glauben geht, dann werden wir auch andere Berufungen finden", so der Bischof.

Bischof Dieser will zuhören

Laut Dieser liegt die Wahrheitserkenntnis nicht nur beim Bischof, sondern bei allen Gläubigen. Daher müssten die Menschen reden und er als Bischof müsse zuhören. Dabei dürfe er aber seine eigenen Überzeugungen nicht verschweigen. "Ich könnte momentan etwa nicht dafür eintreten, dass Frauen zu Priestern geweiht werden", so Dieser. "Und das sage ich den Leuten auch." Aber es sei einiges denkbar, wie Frauen in Leitungsfunktionen der Kirche eingebunden werden könnten.

Weiheamt für Frauen und den Zölibat nannte Dieser "Symbolthemen". Den Zölibat als "sexual-pessimistisch" zu verstehen, sei eine Fehldeutung. Die Lebensform sei "eine Ursprungsform der Nachfolge Jesu". Es sei damals im Christentum revolutionär gewesen, für die Sache Jesu alles aufzugeben, selbst die eigene Familienplanung. Wenn der Zölibat aber Personen anziehe, die eine regressive Persönlichkeitsreife haben und nicht mit ihrer Sexualität umgehen können, "dann kann diese Lebensform sogar eine Gefährdung sein", räumte Dieser ein.


Quelle:
KNA