Aachener Weihbischof Bündgens wegen Veruntreuung verurteilt

Einspruch zurückgezogen

Der Aachener Weihbischof Johannes Bündgens ist wegen Untreue in drei Fällen rechtskräftig verurteilt. Der Geistliche nahm seinen Einspruch gegen einen Strafbefehl am Dienstag zurück, wie das Amtsgericht Kerpen mitteilte.

Weihbischof em. Johannes Bündgens / © Andreas Schmitter (Bistum Aachen)
Weihbischof em. Johannes Bündgens / © Andreas Schmitter ( Bistum Aachen )

Somit erhält Bündgens eine Freiheitsstrafe von neun Monaten, die zur Bewährung auf zwei Jahre ausgesetzt ist. Er muss zudem eine Geldbuße von 5.000 Euro zahlen.

Der Weihbischof hatte insgesamt 128.000 Euro von einer dementen Bekannten veruntreut. Die ältere und mittlerweile verstorbene Frau aus Kerpen erteilte Bündgens eine Vollmacht für ihr Konto. Möglicherweise war sie nicht mehr geschäftsfähig, als er ihr Geld in mehreren Tranchen auf sein Privatkonto überwies.

Geld: Scheine und Münzen / © Julia Steinbrecht (KNA)
Geld: Scheine und Münzen / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Später wurde ein Betreuer für die Frau eingesetzt, dem die Überweisungen auffielen. Bündgens argumentierte, er habe der Frau als Gegenleistung für das Geld ein lebenslanges Wohnrecht in einer Immobilie in Aachen eingeräumt, die er für 600.000 Euro erworben hatte. Laut Gericht hat er die 128.000 Euro mittlerweile zurückgezahlt.

Bündgens könnte kirchenrechtliches Verfahren drohen

Bereits im Juli 2021 hatte das Amtsgericht einen Strafbefehl gegen den Weihbischof erlassen. Sein Verteidiger legte dann den Einspruch ein, der nun zurückgenommen wurde. Nachdem Bündgens bei der Verkündigung des Strafbefehls aus gesundheitlichen Gründen vor Gericht fehlte, begutachtete ein Sachverständiger den Gesundheitszustand und die Verhandlungsfähigkeit des Geistlichen. Ab dieser Woche hätte er zur Hauptverhandlung vor Gericht erscheinen müssen. Die Termine am 7., 13. und 14. Oktober sind aufgehoben.

Richterhammer / © Good luck images (shutterstock)

Seit Bekanntwerden des Vorwurfs Ende 2019 lässt Bündgens seine bischöflichen Ämter ruhen und meidet die Öffentlichkeit. Bei der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe in der vergangenen Woche in Fulda fehlte er. 2006 war Bündgens zum Weihbischof sowie zum Bischofsvikar für die Caritas und zum Domkapitular ernannt worden.

Der Aachener Bischof Helmut Dieser hatte sich "schockiert" über den Vorwurf gegen seinen Weihbischof gezeigt. Er drang auf vollständige Aufklärung. Bündgens könnte nun auch noch ein kirchenrechtliches Verfahren drohen.

Was ist ein Weihbischof?

Ein Weihbischof leitet selbst kein Bistum. Vielmehr unterstützt er den Bischof - den sogenannten Diözesanbischof - bei seinen Leitungsaufgaben. Oft sind Weihbischöfe für eine bestimmte Region, für Personengruppen oder besondere Felder der Seelsorge - vor allem für die Firmung - zuständig. Ein Weihbischof trägt die bischöflichen Insignien wie Ring, Hirtenstab und Mitra. Traditionell wird ihm eine untergangene Diözese als Titularbistum zugeordnet.

Symbolbild Bischof mit Pileolus / © Grabowski Foto (shutterstock)
Symbolbild Bischof mit Pileolus / © Grabowski Foto ( shutterstock )
Quelle:
KNA