Adelsexperte betont sakrale Elemente der Krönung von Charles

"Fest verwurzelt im Glauben an Gott"

Die Krönung von König Charles III. und seiner Gattin Camilla in der Londoner Westminster Abbey war nicht nur das royale Ereignis des Jahres. Adelsexperte Helmut Pathe hat die Krönung zudem als höchst sakral erlebt.

Großbritanniens König Charles III. und Königin Camilla winken der Menge vom Balkon des Buckingham Palace nach der Krönungszeremonie zu / © Frank Augstein/AP (dpa)
Großbritanniens König Charles III. und Königin Camilla winken der Menge vom Balkon des Buckingham Palace nach der Krönungszeremonie zu / © Frank Augstein/AP ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wo haben Sie die Krönung verfolgt?

Helmut Pathe (privat)

Helmut Pathe (Katholischer Adelsexperte): Ich saß mit den Mönchen von Buckfast Abbey, einem Benediktinerkloster am Rande des Dartmoors, vor einem großen Fernsehschirm. Die Mönche haben aufmerksam mit mir das ganze Prozedere angeschaut. Was für mich das beeindruckendste war, als die Mönche zum Schluss aufgestanden sind, als "God save the King" gespielt und gesungen wurde.

DOMRADIO.DE: Ist das denn nicht überhaupt ein bisschen ungewöhnlich, denn King Charles ist ja nun das weltliche Oberhaupt der anglikanischen Kirche?

Pathe: Ja, das kann man vielleicht aus deutscher Sicht so sehen. Die Mönche sind aber natürlich auch Briten und damit seine Untertanen. Da haben die überhaupt kein Problem mit. Vor 70 Jahren, bei der Krönung von Queen Elizabeth, wäre das noch anders gewesen, denke ich.

Aber diesmal hat ja sogar der Papst seinen zweiten Mann (Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, d. Red.) aus dem Vatikan zu diesen Feierlichkeiten geschickt. Also das sieht man nicht ganz so eng. Und der Kardinal hier (Kardinal Vincent Nichols, Erzbischof von Westminster, d. Red.) war auch an den an der Liturgie beteiligt.

Von daher sind die Zeiten da nicht mehr so wie vor vielen Jahren noch. Und ich denke auch, das will auch Charles so, der ja "Verteidiger des Glaubens" ist. Und da schließt er alle Religionsgemeinschaften ein.

Krönung Charles III. / © Jonathan Brady (dpa)
Krönung Charles III. / © Jonathan Brady ( dpa )

Helmut Pathe (Adelsexperte)

"Er ist genau wie seine Mutter fest verwurzelt im Glauben an Gott und hält das auch hoch."

DOMRADIO.DE: War denn diese Krönung jetzt gestern Ihrer Meinung nach mehr ein Schauspiel? Es war ja doch viel szenisches Erleben auch mit dabei. Oder war das doch mehr eine kirchliche Zeremonie?

Pathe: Es war ja nicht nur in einer Kirche, sondern es war auch eine strenge Liturgie mit ganz vielen sakralen Elementen. Ich nehme nur die Salbung von Charles und seiner Frau mit heiligem Öl da heraus.

Das ist ja doch nichts, was man so im weltlichen Bereich kennt, sondern das ist höchst sakral, und das entspricht auch dem, was Charles für den Glauben übrig hat. Er ist genau wie seine Mutter fest verwurzelt im Glauben an Gott und hält das auch hoch.

DOMRADIO.DE: Jetzt hieß es ja auch davor, dass King Charles eigentlich eine abgespeckte und schlichtere Krönung haben wollte. Die Krönung selbst war aber doch ziemlich pompös und sehr groß. Es gibt ja auch einige kritische Stimmen. Wie erleben Sie das? Gab es da auch viel Kritik?

Pathe: Bei den Menschen, mit denen ich gesprochen habe, gab es die Kritik nicht. Allenfalls an Prinz Harry, aber das ist ja weitverbreitet. Natürlich war es schon eine andere Krönung als vor 70 Jahren. Es waren deutlich weniger Gäste in Westminster Abbey.

Aber zu dieser Krönung nach dem Ritus hier gehören so ein paar sakrale Elemente. Und dann dauert das Ganze auch ein bisschen. Das hat ziemlich genau zwei Stunden gedauert. Aber am Fernsehen habe ich das gerne verfolgt.

Es war farbenfroh und das ist etwas, was die Leute nicht nur hier, sondern ja auch bei uns mögen. Da haben ja auch viele Millionen vom Fernsehen gesessen und sich das Ganze angeguckt und gedacht: Warum ist unser Staatsoberhaupt nicht ein bisschen farbenfroher.

Das Interview führte Tim Helssen.

Die Krönungshymne und die UEFA Champions League

Was seit 1992 als pompöse Hymne der UEFA Champions League Rasentreter quasi sakralisiert und Fans elektrisiert, hat seinen eigentlichen Sitz: in der englischen Königskrönung. Die Hymne "Zadok the Priest" wurde von Georg Friedrich Händel (1685-1759) komponiert, als eine von vier Krönungshymnen für König George II. 1727. Seither wurde sie bei der Krönung jedes britischen Monarchen gesungen, und zwar zur Salbung.

Westminster Abbey / © Samot (shutterstock)
Quelle:
DR