Adveniat fördert mit Weihnachtskollekte Gesundheitsprojekte

Wenn Gesundheit unbezahlbar ist

Die Spenden aus den katholischen Weihnachtsgottesdiensten gehen traditionell an Adveniat. Das Lateinamerika-Hilfswerk fördert damit in diesem Jahr Gesundheitsprojekte, denn dort haben viele kein Geld für Arztbesuche und Medikamente.

Autor/in:
Ina Rottscheidt
Schwester Karla Bustamente, Leiterin des Hospitalito / © Achim Pohl (Adveniat)
Schwester Karla Bustamente, Leiterin des Hospitalito / © Achim Pohl ( Adveniat )
Die Zwillinge Ashley und Jeslyn (im roten Kleid) und ihre Familie fanden Hilfe im Hospitalito. / © Achim Pohl  (Adveniat)
Die Zwillinge Ashley und Jeslyn (im roten Kleid) und ihre Familie fanden Hilfe im Hospitalito. / © Achim Pohl ( Adveniat )

Ohne Hilfe hätten Ashley und Jeslyn vermutlich nicht überlebt. Die Zwillinge kamen zu früh auf die Welt, waren stark untergewichtig und zu schwach zum Trinken. Für einen Arzt und eine intensivmedizinische Behandlung fehlte das Geld: Die Familie wohnt weit ab auf dem Land, der Vater verdient sich das Leben mit Gelegenheitsjobs wie Autowaschen. "Wenn wir im ‚Hospitalito‘ keine Hilfe gefunden hätten, wären meine Mädchen gestorben!", sagt die Mutter Levis Vasquez. In der kleinen Gesundheitsstation in Iztapa, ganz im Westen Guatemalas, versorgte man sie nach der Geburt mit hochkalorischer Milch, Windeln und begleitete sie in den Folgemonate engmaschig.

Heute merkt man den beiden 5-Jährigen den schweren Start nicht mehr an: Vergnügt kichernd klettern sie auf den Bänken im Wartezimmer herum. Wieder sind sie im Hospitalito ("kleines Krankenhaus"), dieses Mal eine Routineuntersuchung.

Die Hälfte der Kinder ist unterernährt

Drei Ordensschwestern betreiben die Gesundheitsstation in dem kleinen Küstenort, wo täglich Dutzende Patienten untersucht, behandelt oder geimpft werden. Eine Behandlung kostet umgerechnet rund 4 Euro, aber auch wer kein Geld hat, bekommt Hilfe: "Viele können sich noch nicht einmal Medikamente leisten", sagt Schwester Karla Bustamente, für sie sind wir die letzte Hoffnung!" Die 42-Jährige leitet das Hospitalito.

Das Hospitalito in Iztapa, Guatemala / © Achim Pohl (Adveniat)
Das Hospitalito in Iztapa, Guatemala / © Achim Pohl ( Adveniat )

Guatemala ist eines der ärmsten Länder Lateinamerikas, täglich sterben Menschen an Krankheiten, die heilbar wären. Aber die staatliche Gesundheitsversorgung ist schlecht und wer kein Geld hat, kommt nur schwer an eine Behandlung und Medikamente. Oft sieht Schwester Karla Neugeborene, die stark untergewichtig sind: "Manchmal zeichnet sich das schon in der Schwangerschaft ab, weil sich die Mutter nur von Tortillas und Bohnen ernähren konnte", erzählt sie. Viele Mütter seien auch erst 14 oder 15 Jahre alt. 

Dr. Vikki Valladares untersucht ein Baby / © Achim Pohl (Adveniat)
Dr. Vikki Valladares untersucht ein Baby / © Achim Pohl ( Adveniat )

Für die Ärztin Vikky Valladares ist daher neben der medizinischen Versorgung die gesundheitliche Aufklärung und Prävention eine wichtige Aufgabe: Viele wüssten nicht, wie man sich richtig ernährt, erzählt sie. Manche kennen grundlegende Hygienemaßnahmen nicht. Gerade erst musste sie einer Familie erklären, dass Neugeborene kein Wasser aus dem Wasserhahn trinken sollten. "Aufgrund von mangelnder Bildung wissen sie es nicht besser", sagt sie.

Ganzheitliches Projekt

Mittlerweile sitzen die Zwillinge Ashley und Jeslyn in ihrem Behandlungszimmer. Vikky Valladares begleitet die Familie bereits seit der Schwangerschaft. Jetzt hört sie die beiden Mädchen ab, stellt einige Fragen, nickt zufrieden. Die Entwicklung der beiden verläuft gut. "80 Prozent unserer Patienten sind arm", erklärt die Ärztin, "und wer arm ist, hat ein höheres Gesundheitsrisiko. Die meisten Krankheiten hier wären vermeidbar: Durchfall zum Beispiel oder Atemwegserkrankungen. Und Mangelernährung."

Das Hospitalito ist Teil von "AMICO", das für "Amistad Misionera En Cristo Obrero" steht und von drei Ordensschwestern betrieben wird. AMICO ist ein ganzheitliches Projekt: Neben der Krankenstation gib es auch eine kleine Schule für Kinder aus armen Familien und sie kümmern sich um die alten Menschen in ihrem Viertel.

Schulunterricht für Kinder aus armen Familien / © Achim Pohl (Adveniat)
Schulunterricht für Kinder aus armen Familien / © Achim Pohl ( Adveniat )

"Wir nennen uns zwar Schule", sagt die Schulleiterin Schwester Angelina, "aber eigentlich sind wir ein Sozialwerk. Wir unterstützen die Kinder, wenn das Geld für Schulgeld, Kleidung oder Schulbücher fehlt und versorgen sie, wenn sie krank sind. Und wir vermitteln Werte wie Solidarität und Respekt, damit sie zu guten Menschen werden."

Hilfe aus Deutschland

Mittags herrscht in der Küche von AMICO Hochbetrieb: Köchinnen rühren in dampfenden Töpfen, es riecht nach gekochtem Hühnchen, Ehrenamtler backen Tortillas im Akkord.

Schwester Ivelisse

"Es geht nicht nur um das Essen, sondern um integrale Seelsorge."

Wenn der Unterricht zu Ende ist, muss alles fertig sein. Dann kommen Dutzende hungrige Schülerinnen und Schüler, für viele ist es oftmals die einzige Chance auf eine warme, gesunde Mahlzeit. "Es geht nicht nur um das Essen, sondern um integrale Seelsorge", sagt Schwester Ivelisse, die Oberin der Gemeinschaft. Überall, wo in Iztapa Not herrscht, versuchen sie, zu helfen.

Nach dem Essen beladen die Schwester und einige Helfer einen Minibus, mit dem sie das ganze Umland abfahren, um auch den alten Menschen ein Mittagessen zu bringen. "Viele sind nicht mehr mobil. Keiner kümmert sich um sie, sie werden vergessen", sagt die 70-Jährige, der man ihr Alter nicht anmerkt.

Schwester Ivelisse besucht die alten Menschen im Viertel / © Achim Pohl (Adveniat)
Schwester Ivelisse besucht die alten Menschen im Viertel / © Achim Pohl ( Adveniat )

Das bischöfliche Lateinamerikahilfswerk Adveniat unterstützt die drei Ordensschwestern seit vielen Jahren. Die Spenden, die in diesem Jahr in den katholischen Weihnachtsgottesdiensten gesammelt werden, kommen auch ihnen zugute: "Adveniat hilft uns zu helfen, das ist eine fundamentale Stütze für uns", sagt Schwester Ivelisse. "Und dafür sind wir sehr dankbar!" Mit ihrer Arbeit machen sie und die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer das Leben der Menschen in Iztapa jeden Tag ein bisschen besser und gesünder. Und sie verkünden durch ihr Tun die Frohe Botschaft: "Wir wollen, dass auch die Ärmsten wissen: Ihr seid von Gott geliebt!", sagt Schwester Ivelisse. "Wir wollen ein Licht für die Menschen sein!"

Adveniat

Adveniat ist das Hilfswerk der deutschen Katholiken für die Kirche Lateinamerikas. Der Name leitet sich ab von der lateinischen Vaterunser-Bitte "Adveniat regnum tuum" ("Dein Reich komme"). 

Bischöfliche Aktion Adveniat e. V. (Adveniat)
Bischöfliche Aktion Adveniat e. V. / ( Adveniat )
Quelle:
DR