DOMRADIO.DE: Manche kümmern sich rechtzeitig um ihr Testament, manche nicht. Warum wollen viele geregelt haben, wer Hab und Gut bekommt?
Barbara Büllesbach-Weiß (Adveniat-Ratgeberin für Testamentsgestaltung): Die meisten Menschen machen sich Gedanken darüber, was mit ihnen passiert, wenn sie mal nicht mehr sind. Das heißt aber noch lange nicht, dass jeder, der sich diese Gedanken macht, auch ein Testament schreibt. Ungefähr jede vierte Person hat in Deutschland ein Testament, wenn sie stirbt.
DOMRADIO.DE: Zum einen ermuntern Sie die Menschen sowohl dazu, ein Testament zu verfassen und zum anderen verwalten Sie das Erbe, das das Lateinamerikahilfswerk Adveniat vermacht bekommt.
Büllesbach-Weiß: Das veranlasst uns natürlich, mit den Menschen über dieses Thema zu sprechen. Wir machen das seit 20 Jahren auch nicht mehr nur alleine, sondern gemeinsam mit anderen weltkirchlichen Hilfswerken: Misereor, Missio, Caritas International, die Sternsinger und Renovabis. Da sind wir gemeinsam mit Vortragsveranstaltungen unterwegs, wo sich Spenderinnen und Spender informieren können.
DOMRADIO.DE: Kann man im Testament etwas falsch machen?
Büllesbach-Weiß: Ja, leider schon. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die man falsch macht, die aber eine große Wirkung haben. Juristen weisen immer wieder darauf hin, dass es gut ist, sich fachkundigen Rat einzuholen.
Manchmal steht im Testament nicht wer der Erbe werden soll, sondern nur, dass der eine das bekommt, und die andere das bekommt und am Ende weiß man trotzdem nicht, wer der Erbe ist. Das macht es dann sehr schwierig.
Oder das handschriftliche Testament wird gar nicht handschriftlich verfasst, sondern am Computer und nur unterschrieben. Damit ist es im Zweifelsfall auch ungültig und der letzte Wille wird nicht erfüllt.
DOMRADIO.DE: Das heißt, man kann ein an einem Computer geschriebenes, ausgedrucktes und handschriftlich unterschriebenes Testament anfechten?
Büllesbach-Weiß: Ja.
DOMRADIO.DE: Gibt es Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Erblassern?
Büllesbach-Weiß: Juristisch gesehen natürlich nicht. Für uns alle gilt das gleiche Erbrecht. Aber in der Begleitung von Männern und Frauen erleben wir immer wieder Unterschiede. Frauen gehen etwas nachdenklicher an das Thema ran, haben Fragen, überlegen und nutzen gerne diesen Austausch und die Unterstützung. Männer sind oft klarer und sagen: Ich schreibe das jetzt so, wie ich das möchte.
Aufgrund der Fragen, die uns von Frauen erreichen, haben wir eine Veranstaltung konzipiert, die sich dezidiert an Frauen richtet: "Wie gestalten Frauen Ihr Testament?" Die veranstalten wir mit allen weltkirchlichen Hilfswerken und auch mit der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands.
DOMRADIO.DE: Sie hatten gerade eine Veranstaltung und haben die nächste schon geplant?
Büllesbach-Weiß: Wir waren ganz begeistert, wie viele Frauen sich für das Thema interessiert haben und dabei gewesen sind. Deswegen planen wir für den Herbst eine zweite Veranstaltung, wenn die Tage wieder ein bisschen kürzer werden und man Zeit hat, sich diesem Thema zu widmen.
DOMRADIO.DE: Manche Erbschaften gehen auch an karitative Organisationen, an Hilfswerke, an die Kirche. Worauf ist da zu achten?
Büllesbach-Weiß: Wir freuen uns immer sehr darüber, weil die Einnahmen Menschen in Not zur Hilfe kommen. Wenn wir bedacht werden, muss das auf jeden Fall ins Testament rein. Ohne Testament würden die Hilfswerke nicht bedacht werden können.
Es ist möglich, dass andere Menschen aus der Familie dann weniger bekommen oder leer ausgehen. Das kann Widerstände provozieren, wenn wir als Hilfsorganisation im Testament stehen. Das heißt, dass es besonders wichtig ist, das Testament akkurat zu schreiben und gut zu formulieren, damit es ja keine Fehler enthält. Wir alle, Adveniat und die anderen Hilfswerke, bieten auch an, diese Testamente zu prüfen, um auszuschließen, dass Fehler darin stehen.
Das Interview führte Tobias Fricke.