Adventskalender und Adventskranz

Woher kommen die Bräuche?

Nun ist es so weit: das erste Türchen am Adventskalender kann geöffnet werden. Doch woher kommt dieser Brauch eigentlich? Und was steckt hinter weiteren Gepflogenheiten in der Adventszeit - wie dem beliebten Adventskranz?

 (DR)

Mit dem ersten Adventssonntag am 27. November hat das neue Kirchenjahr begonnen. Christen feiern in der Adventszeit bis Weihnachten das Kommen Gottes in die Welt. Nach dem christlichen Glauben wurde Gott in Jesus von Nazareth als Mensch geboren. Jesus Christus wird damit zur Brücke zwischen Gott und den Menschen. Das ist der Kern der christlichen Heilsbotschaft. Advent, abgeleitet vom lateinischen "adventus" für Ankunft, und Weihnachten entstanden als christliche Feste erst im 4. bis 5. Jahrhundert.

Die Geschichte von Adventskalender und Adventskranz haben Volkskundler des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) erforscht. Beide adventlichen Bräuche, die auf das Weihnachtsfest einstimmen, entstanden im evangelischen Milieu. Der Schöpfer des Adventskranzes, Johann Hinrich Wichern, sei ein von der Erweckungsbewegung inspirierter Theologe gewesen, wie der LWL recherchierte. Gerhard Lang, der den ersten gedruckten Adventskalender veröffentlichte, stamme aus einem schwäbischen Pastorenhaushalt. "Kalender und Kranz haben jedoch früh den Sprung über die Konfessionsgrenzen gemacht", sagte LWL-Volkskundler Thomas Schürmann.

Abreißkalender

Vorläufer des Adventskalenders seien Mitte des 19. Jahrhunderts selbst gebastelte Weihnachtsuhren oder Abreißkalender gewesen, mit denen Eltern die Vorfreude ihrer Kinder auf Weihnachten erhöhen und auf die Geburt Jesu als dessen Anlass hinweisen wollten. Nach Angaben des Landschaftsverbandes gab der Verleger Gerhard Lang 1903 in München den ersten gedruckten Adventskalender heraus. Er hatte 24 Felder für Bilder zum Aufkleben und Verse für jeden Tag.

Kalender mit Fensterchen, die aufgeklappt werden konnten und in denen Bilder zu sehen waren, kamen nach dem Ersten Weltkrieg auf. In den 1930er Jahren wurden die ersten Adventskalender mit Schokoladenfüllung hergestellt. Inzwischen sei die Vielfalt der Motive und Inhalte fast unbegrenzt, so Schürmann. Ein Großteil der Kalender habe keinen religiösen Bezug mehr, doch fänden auch solche mit christlichen Bildern und Sprüchen weiterhin ihre Liebhaber.

Rote und weiße Lichter im Adventskranz

Der Adventskranz sei parallel zum Adventskalender aufgekommen. Der erste entstand 1839 in Hamburg, als der Theologe Johann Hinrich Wichern im Betsaal des Rauhen Hauses, einer Einrichtung für heimatlose Kinder und Jugendliche, erstmals ein altes Wagenrad mit aufgesteckten Kerzen aufhängte. Große weiße Kerzen standen für die Adventssonntage, kleinere rote für die Wochentage dazwischen. An jedem Tag in der Adventszeit wurde ein weiteres Licht angezündet.

1860 begann Wichern, das Wagenrad mit Tannengrün zu schmücken. Die kleineren Kerzen wurden später weggelassen. Stärkere Verbreitung erlebten die Adventskränze nach den Erkenntnissen der Volkskundler durch den Ersten Weltkrieg und die Jahre danach.

Kalender für die Kinder - Kranz für die Allgemeinheit

Von Anfang an habe es eine "Aufgabenteilung" zwischen Adventskalender und Adventskranz gegeben, so der LWL. Der Kalender sei in der Regel ein Geschenk für das einzelne Kind, der Kranz dagegen für die Gemeinschaft bestimmt gewesen: ob in der Wohnung, der Schule oder der Kirche. Heute gönnten sich auch Erwachsene Adventskalender und nicht selten hätten sie sogar mehrere: einen zu Hause und einen im Büro.

Neben der Erinnerung an die Geburt Jesu hat die Adventszeit aber noch ein zweites Thema: die Rückkehr Jesu als Weltenrichter am Ende der Zeiten. Daher hat die Adventszeit auch einen Bußcharakter. Äußere Zeichen hierfür sind die violetten Messgewänder und die violetten Bänder, die sich oft an Adventskränzen finden.

Längste Adventszeit in diesem Jahr

Länger als in diesem Jahr kann die Adventszeit übrigens nicht sein. Bereits am 27. November war der erste Advent. Bis Heiligabend gibt es demnach 28 Adventstage. Grund dafür ist, dass der Weihnachts-Festkreis zu den festen (unbeweglichen) Feiertagen im Kalender gehört: Heiligabend ist immer am 24. Dezember, der Wochentag kann dagegen variieren. Diesmal ist es ein Samstag - und der vierte Advent ist daher am Sonntag zuvor (18. Dezember). Der erste Advent fiel also auf den letzten Sonntag im November.

Für Arbeitnehmer, die auf eine Wochenend-Verlängerung durch Feiertage hoffen, ist diese Konstellation eher ungünstig: Der 1. Weihnachtsfeiertag am 25. Dezember ist in diesem Jahr ein Sonntag. Silvester 2016 ist ein Samstag, der Neujahrstag am 1. Januar 2017 ist wieder ein Sonntag. Das Neue Jahr 2017 startet daher am Montag, 2. Januar, in eine volle Arbeitswoche. Nur etwas günstiger sind die Weihnachtsfeiertage 2017 sortiert.

Allerdings folgt auf die längste Adventszeit in diesem Jahr gleich die kürzeste im nächsten: Weil Heiligabend 2017 ein Sonntag ist, fällt der Tag mit dem 4. Advent zusammen. Der 1. Advent 2017 ist folglich erst am 3. Dezember. Die klassischen Adventskalender mit ihren 24 Türchen müssen dann bereits am 1. Dezember angebrochen werden, wenn der Advent offiziell noch gar nicht begonnen hat. Doch die beiden Weihnachtsfeiertage 2017 fallen auf einen Montag und Dienstag, und auch der Neujahrstag 2018 wird ein Montag sein.


Quelle:
KNA , epd