Die Münchner Bahnhofsmission wird 125 Jahre alt. Am 29. April feiert Kardinal Reinhard Marx mit dem evangelischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm in der Münchner Basilika Sankt Bonifaz einen Jubiläumsgottesdienst. In München gründete die aus Schweden stammende Sozialpionierin und Frauenrechtlerin Ellen Ammann 1897 die erste katholische Einrichtung dieser Art in Deutschland.
Ammann wollte mit ihrer Initiative dem Menschenhandel mit unbedarften jungen Frauen vom Land entgegenwirken. Ende des 19. Jahrhunderts zog es diese auf der Suche nach Arbeit entlang der Eisenbahnlinien in die Großstädte. An den Bahnhöfen lauerten Kriminelle den Frauen auf und zwangen sie in die Prostitution.
Bedrohung aus Gründungszeiten wieder Aktuell
Dieser Aspekt ist angesichts der vielen weiblichen und minderjährigen Flüchtlinge aus der Ukraine in den vergangenen Wochen wieder aktuell geworden. Zwielichtige Gestalten dienten sich am Bahnhof bevorzugt Alleinreisenden als vermeintliche Quartiergeber an. Die Bundespolizei warnte auf mehrsprachigen Plakaten.
Die Bahnhofsmission zählt zu den ältesten Sozialeinrichtungen in der bayerischen Landeshauptstadt und ist täglich rund um die Uhr geöffnet. Seit 1990 teilt sie sich die Räume an Gleis 11 mit der evangelischen Mission in ökumenischer Zusammenarbeit.
Laut einem aktuellen Bericht der "Münchner Kirchenzeitung" kommt das Team aus 25 Haupt- und rund 140 Ehrenamtlichen täglich mit mehr als 500 Menschen in Kontakt. Zur Stärkung bieten sie Schmalzbrot und Tee an, führen Erstgespräche und vermitteln weitere Hilfen an Menschen in Not. Sie helfen Senioren und Menschen mit Behinderung beim Umsteigen oder begleiten Kinder, die ohne Erwachsene mit dem Zug reisen.